Beethovenhalle Max Raabe und das Palast Orchester

BONN · Ein Zwischenrufer in einem Konzert von Max Raabe ist eine Rarität. Erst recht, wenn der Zwischenrufer sich gleich zwei Mal meldet, wie am Sonntagabend in der ausverkauften Beethovenhalle geschehen.

"Max! Gib alles!", brüllt der Herr quer durch die Halle, als die Zugaben zu erwarten sind. Raabes Mimik pendelt zwischen indigniert und amüsiert. Seine Antwort: "Guten Abend. Selbstverständlich sind wir nur zu gerne bereit, noch eine Zugabe zu spielen." Das sind dann "Küssen kann man nicht alleine" und der unvermeidliche Mitklatscher "Mein kleiner grüner Kaktus".

Offenbar zu wenig für den mitteilungsfreudigen Zuhörer. "Max, gib alles! Fehlt noch was!" Raabe bleibt kühl und formvollendet. "Hochverehrtes Publikum. Falls Sie uns die Möglichkeit einräumten, Ihnen noch ein Stück vortragen zu dürfen." Und das ist "Ich pfeif heut' Nacht", Schlusspunkt hinter einer sinnlichen, beschwingten, nostalgischen und poetischen Revue der Extraklasse.

Vorzüglich begleitet von seinem Palast Orchester, öffnet Max Raabe die inzwischen sehr umfangreiche eigene wie adaptierte Liedersammlung. "Ich bin nur gut, wenn keiner guckt" vom neuen Album "Für Frauen ist das kein Problem" (Raabes zweite Zusammenarbeit mit Annette Humpe) eröffnet den rauschenden Abend, der stilistisch etwa Tango, Paso doble ("Schöne Isabella von Kastilien"), Foxtrott ("I Won't Dance") und Rumba bietet.

Zu einem hauchzarten Höhepunkt gerät der Kurt-Weill-Song "Speak Low" aus dem Musical "One Touch Of Venus", nur noch übertroffen in seiner betörenden Eindringlichkeit vom Eigenwerk "Mir kann nichts passieren". Pianist Ian Wekwerth hat seinen exponierten Auftritt mit "Somewhere Over The Rainbow", den er mit seinen Zeigefingern interpretiert, die auf Wassergläserrändern kreisen. Und die Violinistin Cecilia Crisafulli leuchtet erneut aus dem Palast Orchester heraus, nicht nur optisch.

Schließlich das Gesamtkunstwerk Max Raabe. Niemand lehnt lässiger und gleichzeitig graziler am Flügel als er, den waidwunden Blick mit schweren Lidern in die Unendlichkeit gerichtet. Er ist ein Gentleman par excellence, ein Nostalgiker aus tiefster Überzeugung. Und aus tiefstem Herzen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Daniel Johannes Mayr dirigiert das Beethoven
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCampNeue Musik zwischen Wohnwagen
Zum Thema
Aus dem Ressort