Luftige Melodien im Arp-Museum

Konrad Jarnot und Apollon Musaget Quartett: "Gesang" und "Chopin" - das lässt an die unvergleichlich geschmeidigen und kantablen Linien denken, die den Klavierstil des großen Polen prägen und viel von seiner Affinität zum Gesang verraten.

Rolandseck. "Gesang" und "Chopin" - das lässt an die unvergleichlich geschmeidigen und kantablen Linien denken, die den Klavierstil des großen Polen prägen und viel von seiner Affinität zum Gesang verraten. Dass der Poet des Klaviers auch eine Reihe von Liedern geschrieben hat, ist dagegen weitgehend unbekannt.

"Mädchens Wunsch" heißt eines aus der erst nach Chopins Tod veröffentlichtem Sammlung op. 74, die siebzehn Lieder enthält. "Könnt ich als Vöglein in die Luft mich schwingen", dichtet Chopins Landmann Stefan Witwicki, "vor deinem Fenster wollt' ich singen." Den leichtfüßigen Versen gesellte Chopin eine ebenso schlichte Melodie nebst umschmeichelnder Begleitung hinzu.

Im Arp-Museum sang der Bariton Konrad Jarnot das mit schöner Leichtigkeit und angemessener Nuancenvielfalt, ohne in das Stück zuviel Bedeutung hinein zu geheimnissen. Am Flügel saß Reinild Mees, die dem Klavierpart etwas mehr Kontur hätte abgewinnen können. Auch im weiteren Verlauf des Abends spielte sie zwar kompetent, aber manchmal auch ein bisschen unentschieden.

Als stimmgewaltiger Interpret erwies sich Jarnot, im Jahre 2000 Gewinner des ARD-Musikwettbewerbs, im "Bacchanal". Manchmal lief er allerdings Gefahr, durch überreiche Artikulationsgenauigkeit die große Linie zu zerteilen. Hinreißend und mit großer Emphase gelang ihm "Mir aus den Augen" auf einen Text von Adam Mickiewicz, gleichermaßen schlüssig gelangen auch die vier Lieder auf Texte von Rabindranath Tagore von Karol Szymanowski.

Ganz im Zeichen polnischer Musik und Dichtung stand das Konzert, das live von Deutschlandradio Kultur übertragen wurde. Den Auftakt markierte das aus Polen stammende, in Wien residierende Apollon Musagete Streichquartett, das sich in den drei Jahren seines Bestehens bereits reichlich Meriten verdienen konnte.

Mit einer Bearbeitung der fis-Moll-Etüde aus op.25 präsentierten sie gewissermaßen Chopins "ungeschriebenes" Streichquartett. Die vier jungen Herren spielten hingebungsvoll und schwärmerisch. Mehr Gewicht besaßen die beiden Streichquartette von Karol Szymanowski, dem aus der Ukraine stammenden, aber in Polen ausgebildeten Komponisten.

Mit fabelhafter Entschiedenheit erweckte das Ensemble die espressive, leidenschaftliche Musik dieser beiden Quartette zum Leben. Wie sich nach schemenhaften Beginn sprachhafte Motivik sich in alle Stimmen verteilt, dort eine Art Auseinandersetzung anstößt, die sich energiereich, aufschäumend entlädt, wurde mehrfach packend gestaltet.

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