Ludwig van Beethoven, Pragmatiker und Idealist

Ausstellung und Kongress im Beethoven-Haus beschäftigen sich mit den Geschichten hinter den Widmungen des Komponisten.

"Dem unsterblichen Goethe": Beethoven widmete dem Dichter als Zeichen der Bewunderung die Vertonung des Gedichtes "Meeresstille und glückliche Fahrt".

"Dem unsterblichen Goethe": Beethoven widmete dem Dichter als Zeichen der Bewunderung die Vertonung des Gedichtes "Meeresstille und glückliche Fahrt".

Foto: Beethoven-Haus

Bonn. In seiner Musik erleben seine Bewunderer Ludwig van Beethoven als einen Künstler, dessen Triebfeder stets der Idealismus war. Hier kannte er keine Kompromisse. Wenn es aber um die Verbreitung seiner Werke ging, oder um die Beförderung seiner Karriere, neigte Beethoven durchaus zu einem gewissen Pragmatismus.

Davon unter anderem erzählt die neue Wechselausstellung im Museum des Beethoven-Hauses "Freundschaftsgabe oder Kalkül? - Beethovens Widmungen". Der unbeugsame Idealist zeigt sich etwa in der Widmung seiner dritten Sinfonie an Napoleon Bonaparte.

Als Beethoven die Nachricht erhielt, dass sich der Feldherr selbst zum Kaiser gekrönt hatte, radierte er die Wörter "intitulata Bonaparte" vom Titelblatt einer Abschrift mit heftigen Rasiermesserstrichen aus. Die Geschichte ist häufig kolportiert worden. Doch dass Beethoven die Widmung später handschriftlich erneuerte, findet weit weniger Erwähnung. Im Jahre 1810, als er sich mit dem Gedanken trug, nach Paris zu gehen, spielte er sogar mit dem Gedanken, dem Kaiser die Messe in C-Dur zu widmen, um vor dem erwogenen Umzug das Feld zu bestellen.

Die "Eroica" fand ihren offiziellen Widmungsträger übrigens in dem Fürsten Lobkowitz, der sich für 400 Gulden für ein halbes Jahr die alleinigen Aufführungsrechte gesichert hatte.

Es sind solche Geschichten, von denen die unter Vitrinen des Museums verteilten Titelblätter, Briefe und andere wertvolle Dokumente erzählen. Jede Widmung hat ihren ganz individuellen Hintergrund, der mit dem fragenden Motto der Ausstellung nur sehr unzureichend skizziert erscheint.

Oft ging es um Geld oder Wertgegenstände wie Brillantringe, mit denen sich einflussreiche Widmungsträger bedankten, manchmal - weitaus seltener - waren die Widmungen Liebesgrüße. Das Lied "Denk ich Dein" hat Beethoven den Schwestern Josephine und Theresa von Brunsvik gewidmet. Ein Lied dieses Titels gleich zwei Damen zu widmen, entbehrt freilich nicht einer gewissen Pikanterie.

Als Freundschaftsgabe darf man die meisten der Widmungen an den Erzherzog Rudolph bezeichnen, der die Rangliste mit 14 Werken anführt. Ihm ist nicht nur das noch heute als "Erzherzog-Trio" firmierende Klaviertrio op.97 gewidmet, auch zahlreiche weitere Opera führen seinen Namen. Der 1788 geborene Fürst war der prominenteste Klavierschüler des Komponisten. Beethoven betrachtete den Kunstförderer und Mäzen als einen echten Freund.

Davon legt der Widmungs-Sonderfall der Klaviersonate op. 81a "Les Adieux" ebenso beredtes wie poetisches Zeugnis ab. Sie erzählt vom Trennungsschmerz und der Wiedersehensfreude, nachdem Rudolph mit der gesamten kaiserlichen Familie für neun Monate Wien wegen der anrückenden Franzosen verlassen musste.

Gewidmet sind ihm darüber hinaus so bedeutende Werke wie die Missa Solemnis, die "Pathétique" und die Hammerklavier-Sonate. Letztere aber dürfte er wohl kaum gespielt haben, meint Museumsleiter Michael Ladenburger, der für die Schau verantwortlich zeichnet.

Bis 26. Februar 2012. Öffnungszeiten: Mo-Sa 10-18 Uhr, So 11-18 Uhr.

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