Lesebuch für die ganze Familie

Bonn · Die Bad Honneferin Suzanne Lier hat sich Geschichten aus dem Alten Testament vorgenommen.

 Geschichten von Königen, Richtern und Propheten: Detail des Buchcovers.

Geschichten von Königen, Richtern und Propheten: Detail des Buchcovers.

Foto: Verlag Bibel & Kunst

Die "Reise durch das Alte Testament", zu der die Bad Honnefer Autorin Suzanne Lier ihre jungen und erwachsenen Leser einlädt, ist in ihrem zweiten Teil bei den "Geschichten von Königen, Richtern und Propheten" angekommen.

Sie beginnt beim Buch Josua, das erzählt, wie der Nachfolger des großen Propheten Mose das Volk Israel in das Gelobte Land Kanaan führt, und endet bei der Zerstörung Jerusalems durch die babylonischen Truppen Nebukadnezars.

Und dazwischen natürlich so bekannte Geschichten wie die des mit übermenschlicher Kraft ausgestatteten Simson und vor allem jene des Königs David, dessen Ruhm in seinem Sieg über den Philister-Riesen Goliat seinen Anfang nahm.

Wie schon der erste Band handelt es sich nicht einfach um eine Ausgabe der Bibel, sondern um einen prachtvoll ausgestatteten Band, der die Bibeltexte in Wort und Bild kommentiert. Zielgruppe sind vor allem Familien, die sich in die gemeinsame Lektüre vertiefen können.

Die Kommentare sind immer höchst lehrreich und zugleich auf eine ernsthafte Weise unterhaltsam aufbereitet.

Denn die Reise durch das Alte Testament ist auch eine durch die Kunstgeschichte. Dieser kluge Kunstgriff ermöglicht einen spannenden Blick darauf, wie die Menschen über die Jahrhunderte hinweg vom Mittelalter bis hin zu Paul Klee die biblischen Erzählungen gelesen, verstanden und interpretiert haben.

Auch Suzanne Liers eigene, zwischengeschaltete Kommentare und Interpretationen der Texte für Eltern und Kinder zeugen von großer Kenntnis, sind inspirierend und geprägt von großer gedanklicher Tiefe.

Sie macht es sich keineswegs leicht, etwa die Gewaltdarstellungen, die viele Kapitel und Geschichten prägen, einzuordnen. Wenn zum Beispiel Josua mit den Israeliten die Mauern Jerichos überwindet und bei der Eroberung niemanden außer der Dirne Rahab und ihre Familie verschont, ist dies allein schon vor dem historischen Hintergrund schwer zu verstehen.

Denn die Besiedlung des Landstrichs durch die Israeliten ist in Wahrheit weit weniger blutrünstig vonstatten gegangen, als es die biblische Darstellung erzählt.

"Das Buch Josua scheint Gewalt zu legitimieren und oft genug ist es religiösen Fanatikern zur Rechtfertigung blutiger Eroberungskriege missbraucht worden", schreibt Suzanne Lier und fragt: "Hat Gott wirklich Krieg und Blutvergießen gefordert?"

Ihre Antwort ist kein einfaches Ja oder Nein, sondern sie macht den Leser mit verschiedenen Deutungsansätzen vertraut. Nicht aus Scheu vor einer eigenen Meinung, sondern aus Respekt vor der Vielschichtigkeit des biblischen Textes.

Und sie fragt auch ganz konkret, ob "Josua" überhaupt ein Buch für Kinder sei. Und meint, dass es gerade heute etwas Wichtiges zu sagen habe: "Dass Gewalt ein Phänomen unserer Welt ist und dass sie nach Veränderung ruft. So soll und darf es nicht bleiben. Wir können dagegen angehen und müssen nicht an ihr zerbrechen."

Suzanne Lier: Reise durch das Alte Testament - Geschichten von Königen, Richtern und Propheten. Ein Lesebuch für die Familie mit Bildern der Kunst. Verlag Bibel & Kunst, 432 S., 34,90 Euro

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