Kammermusiksaal in Bonn Leonidas Kavakos und Enrico Pace mit Werken von Beethoven
BONN · Das zyklische Aufführen geschlossener musikalischer Gattungsbeiträge bietet die Chance, Entwicklungslinien aufzuzeigen, und hat beim Bonner Beethovenfest eine lange Tradition.
Leonidas Kavakos, Violine, und Enrico Pace, Klavier, sind, auf drei Abende verteilt, heuer die zehn Violin-Sonaten Ludwig van Beethovens anvertraut. Und gleich der Auftakt im voll besetzten Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses mit der A-Dur- und c-Moll-Sonate aus op. 30 sowie der Es- und A-Dur-Sonate aus op. 12 sprühte vor Vitalität.
Dabei wird den Charakteristika des musikalischen Ausdrucks feinsinnig nachgehorcht: Wie sich beide Stimmen auf Augenhöhe zu autonomen Diskutanten emanzipiert haben, ist bei op. 30 Nr. 1 (1802 komponiert) zu erleben, dessen erste beiden Sätze, insbesondere das Adagio mit seiner innigen Wiegebewegung im Klavier, in delikater Poesie musiziert werden, um die verhaltene Energie im finalen Variationensatz virtuos freizusetzen.
Melodiereich verspielte Dialoge mit dramatischen Akzenten zeichnen auch die Ecksätze der beiden Sonaten aus op. 12 aus. Die Binnensätze kontrastieren als lyrische Kleinode. Beethoven gegenübergestellt wird pro Abend jeweils leider nur eines der 24 Präludien op. 46 der 1973 in Sibirien geborenen und seit 1991 in den Vereinigten Staaten lebenden Lera Auerbach, die "unendlich viel mehr Möglichkeiten in tonaler als in atonaler Musik" sieht.
Für das c-Moll-Präludium hatte man sich hier entschieden, die selbe Tonart wie die final gespielte Nr. 2 aus Beethovens op. 30. Zwischen beiden rührte sich beim Publikum überraschenderweise keine Hand, wiewohl Auerbachs Klangsprache alles andere als irritierend oder gar provokativ wirkt.
Das Duo nahm's gelassen und realisierte daraufhin die c-Moll-Sonate in spannungsreich süffigem Tonfall, stets vorwärts strebend und mit gelegentlichem Augenzwinkern - nicht erst im Scherzo. Wer's nachhören möchte: Kavakos und Pace haben sämtliche Violin-Sonaten für Decca Classics eingespielt.
