Kommentar Kommentar - Aufgeschoben ist aufgehoben

Die besten Aussichten, rheinischer Meister im Beamten-Mikado zu werden, hat derzeit Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch. In Sachen Festspielhaus handelt er nach dem Motto: Wer sich zuerst bewegt, verliert.

Lieber wartet er in Ruhe ab, wie sich ein Zeitfenster nach dem anderen schließt, und investiert nur noch Energie in eine - allerdings durchsichtige - Ich-kann-nichts-dafür-Strategie mit Blick auf das drohende Scheitern des Projekts.

Natürlich wird Nimptsch nicht müde zu beteuern, wie wünschenswert ein Festspielhaus für die Beethoven-Stadt wäre. Doch was genau tut er, der erste Mann in Bonn, eigentlich dafür? Statt sich an die Spitze einer Bewegung zu stellen, die alles unternimmt, um das fehlende Geld einzutreiben, lässt er seine Verwaltung ein Papier produzieren, in dem sie seitenweise wortreich mit den Achseln zuckt.

Fast jeder Satz ist im Passiv geschrieben, durchgehend wird mit dem Finger auf andere gezeigt. Da ist keine Vision, keine Initiative, keine Aufbruchstimmung. Jeder potenzielle Sponsor, der das liest und spürt, welcher Geist dahinter steckt, wird seine Geldbörse ganz schnell wieder verschließen. Warum sollen Dritte an Bonn glauben, wenn es die Hauptverantwortlichen selber nicht tun?

Die Verwaltungsvorlage dokumentiert: Eine Inbetriebnahme des Festspielhauses rechtzeitig vor dem Jubiläumsjahr 2020 ist jetzt schon so gut wie ausgeschlossen. Dieses Fenster hat sich mit dem Ende des ersten Quartals 2013 geschlossen.

Im September droht mit der Bundestagswahl der nächste Meilenstein zum Stolperstein zu werden, wenn der neue Bundestag nicht mehr zu seiner 39-Millionen-Euro-Zusage für eine Betreiberstiftung stehen sollte. Dieses Geld wird seit 5, in Worten: fünf, Jahren nicht abgerufen.

Wer zu viele Visionen hat, kann - frei nach Helmut Schmidt - zum Arzt gehen. Wer keine Visionen hat, ist politisch tot.

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