Ausflug in die Romantik Klassische Philharmonie in der Beethovenhalle

BONN · Durch und durch romantisch war das Programm, mit dem die Klassische Philharmonie Bonn unter der Leitung von Heribert Beissel ihr jüngstes Konzert in der Beethovenhalle bestritt. "Wiener Klassik" heißt die Konzertreihe des Orchesters ja eigentlich, doch Ausflüge in stilistisch weitere Gefilde waren seit jeher ein Bestandteil der Programmpolitik. Diesmal war es eben ein sehr ausführlicher Ausflug und ein gelungener noch dazu.

Als Auftakt gab es den wirklich selten zu hörenden Zyklus "Ballet de Cour" von Gabriel Pierné. Höfische Tänze in romantischem Gewand, musikalisch ein Genuss höchster Güte.

Akkurat und mit Schwung etwa kam der den Zyklus eröffnende Passa Mezzo, geschmeidig und mit anmutigem Melos der Passepied, distinguiert und mit aristokratischer Eleganz das Menuet du Roy. Heribert Beissel forderte von seinem Orchester Präzision und Spielwitz - und bekam sie uneingeschränkt.

Nach der Pause stand Georges Bizets Sinfonie C-Dur auf dem Programm, der klassizistische Geniestreich eines Jugendlichen. Quirlig und gut gelaunt nahm man den Kopfsatz, mit orientalischen Anklängen das Adagio. Ebenso wie im schmissig absolvierten Scherzo und im vor geradezu buffonesker Leichtigkeit nur so sprühenden Finale erlebte man hier ein brillant und locker aufspielendes Orchester.

Ein weniger leicht verdaulicher Brocken war da schon das Violinkonzert von Robert Schumann, das Beissel vom stürmischen Beginn schnell in ruhigere Gewässer lenkte. Die waren gerade im ersten Satz aber so ruhig, dass die Musik stellenweise fast schon zum Stillstand kam.

Musikalisch war Beissels Deutung zweifelsohne grundsolide, der Funke sprang aber nicht über. Da konnte der Solist Sergey Malov noch virtuos und überzeugend, ja geradezu hinreißend spielen. Den Namen des letztjährigen Gewinners des Mozarteums-Wettbewerbes sollte man sich in jedem Fall merken.

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