Kalifornien in Köln

Alles tanzt und klatscht und hüpft: Die Red Hot Chili Peppers beglücken 15 000 Fans in der Lanxess-Arena.

 Der eine mit Schnauzbart, der andere oben ohne: Sänger Anthony Kiedis und Bassist Flea.

Der eine mit Schnauzbart, der andere oben ohne: Sänger Anthony Kiedis und Bassist Flea.

Foto: Thomas Brill

Köln. Schon nach kurzer Zeit hält es niemanden mehr auf den Sitzen, selbst die Besucher der Logenplätze legen alle gepolsterte Zurückhaltung ab und feiern klatschend, tanzend und hüpfend die Red Hot Chili Peppers, die ihre Europa-Tournee in Köln eröffnen.

Vergessen ist das lange Warten in schier endlos sich dahinschleppenden Schlangen vor dem Eingang. Um den Schwarzmarkt trockenzulegen, hatte das Management personalisierte Tickets ausgegeben.

Die Kalifornier beginnen daher leicht verspätet aber gewohnt dynamisch mit "Monarchy Of Roses" vom neuen Album "I'm With You". Alles wie immer also. Nur das neue Erscheinungsbild von Sänger Kiedis wirkt befremdlich. Mit Schnauzbart, kurzen Haaren und nach vorne fallendem Pony wirkt er wie ein südamerikanischer Ganove. Er sah schon besser aus.

Bassist Flea hat ein ganz schlichtes Kostüm mitgebracht: nackter, tätowierter Oberkörper und eine Hose, deren Hosenbein an einer Seite abgeschnitten ist. Zur Nachahmung nur in warmen Räumen empfohlen. In der Lanxess-Arena ist es warm. Wer nach dem dritten Stück noch auf seinem Stuhl sitzt, muss sich wie ein Fremdkörper fühlen. Um ihn herum wippt die Arena zum pulsierenden Punk-Funk-Rock-Crossover der Kalifornier.

Als Flea und Gitarrist Josh Klinghoffer das Signatur-Riff zu "The Otherside" spielen, scheinen 15 000 Kehlen andächtig die Anfangszeile mitzusingen. Im August dieses Jahres hatten die Rot Hot Chili Peppers bereits das vergleichsweise kleine Kölner E-Werk für ein Exklusiv-Konzert genutzt, um ihr neues Album vorzustellen.

In der Setlist finden sich davon noch vier Titel, die sich gegen Über-Hits wie "Dani California", "Under The Bridge" "Californication", aber auch starke frühe Stücke wie "Blood Sugar Sex Magik" und den Stevie Wonder-Cover "Higher Ground" behaupten müssen. Die Publikumsreaktion kann die Band beruhigen, "Factory Of Faith", "The Adventures of Rain Dance Maggie" und "Around The World" scheinen Hit-Potenzial zu haben.

Die andere, für die Zukunft der Band viel entscheidendere Frage, ob der neue Gitarrist Josh Klinghoffer die entstandene emotionale und kreative Lücke des genialischen John Frusciante füllen kann, kann das Konzert noch nicht wirklich beantworten. Man sieht, dass Flea zu dem erst 31jährigen Klinghoffer eine ähnlich intensive Gefühlbeziehung wie zu Frusciante aufgebaut zu haben scheint. Häufig stehen sie sich gegenüber, um sich ihre Gitarrenläufe vorzuspielen und in sich aufzunehmen.

Ob Klinghoffer auch die Ideen eines Frusciante einbringen kann, wird die Zukunft zeigen müssen. Die Gegenwart macht Spaß - nicht zuletzt den Red Hot Chili Peppers. Am Ende des Konzerts springen Flea und Kiedis immer wieder wie Kinder in die Luft, die endlich die Hüpfburg für sich alleine erobert haben.

Da kann selbst der zum Finale dazugerufene Femi Kuti, der mit seiner Band "The Positive Force" als Vorgruppe pure afrikanische Lebensfreude in die Arena brachte, kaum mithalten.

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