Jetzt brennt es bei den Musikern

Empörung über eine Streichliste von Bonner Beethoven-Orchesterchef Bonitz

Bonn. In der Bonner Kulturpolitik schrillen die Alarmglocken. Noch sind das Beinahe-Debakel von Thirza Brunckens Inszenierung der "Dreigroschenoper" und vor allem das fahrige Krisenmanagement des Theaterchefs Klaus Weise in der Diskussion. Jetzt brennt es überdies bei den Musikern.

Was Laurentius Bonitz, der Direktor des Beethoven Orchesters Bonn (BOB), offensichtlich im stillen Kämmerlein zusammenrechnete, nämlich ein Einsparvolumen im eigenen Haus von 1,9 Millionen Euro mit allen Grausamkeiten drum und dran, ist, wie auch immer, publik geworden. Kulturdezernent Ludwig Krapf schäumt: "Das war nicht mehr als eine Stoffsammlung, ohne jede kulturpolitische Bewertung oder Sortierung."

Am vergangenen Dienstag hatte Krapf noch an der ersten Sitzung der Kulturkommission unter dem Vorsitz von Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann teilgenommen. Das Gremium will in aller Nüchternheit versuchen, die immensen Probleme zu kanalisieren, die in finanzklammen Zeiten auf die Bonner Kultur zukommen. In einer solchen Phase sind Papiere wie die Streichliste der Orchesterdirektion pures Gift.

"Ich bin fassungslos", reagierte Kulturausschussvorsitzende Erika Coché (SPD), die ebenfalls an der Kommissionssitzung teilgenommen hatte, angesichts der Indiskretion: "Es ist äußerst bedauerlich, dass das Papier lanciert wurde, bevor es mit der Verwaltung und den Mitgliedern der Kommission abgesprochen wurde." Bei der Sitzung am Dienstag habe noch niemand davon gewusst, es sei lediglich darum gegangen, grobe Ziele und einen Zeitplan zu verabreden.

Bonitz` Liste, die dem GA vorliegt, sieht unter anderem eine Reduzierung von sieben Planstellen beim Orchester vor, von 106 auf 99 (Einsparung: 590 000 Euro). Es träfe, so das Papier, in erster Linie Bläser. Weitere 400 000 Euro ließen sich durch eine Herabsetzung der für "Großorchester" vorgesehenen obersten Tarifgruppe AF1 einsparen, die eine Spanne von 210 bis 525 Euro zulässt (derzeit wird der Maximalbetrag gezahlt).

Die Einstellung der inzwischen eher schwach besuchten Sonntagkonzerte - der GA berichtete unlängst über einen Abo-Rückgang von 299 auf 227 - würde, so die Streichliste vom BOB-Chef, weitere 140 000 Euro erbringen. Der Löwenanteil in Bonitz` 1,9-Millionen-Paket steckt jedoch in der "Kostenumlage Theater Bonn", mithin, und das ist pikant, nicht im eigenen Etat, sondern in dem des Nachbarn.

Seit der Spielzeit 2003/2004 hat das Theater Bonn die Pauschale für die "Orchesterdienste Oper" von rund 5,5 Millionen Euro auf 3,5 Millionen heruntergeschraubt. "Eine Kalkulation der Kostenerstattung auf Basis der tatsächlich durch die Orchesterdienste Oper verursachten Ausgaben erfolgte bislang nicht", kritisiert der Geheimbericht. Korrekt gerechnet, müsste Weise danach 780 000 Euro an das BOB überweisen. Krapf lehnt solche Zahlenakrobatik ab: "Mit den Vorschlägen, mit denen die Verwaltung in die Kulturkommission gehen möchte, hat diese Ausarbeitung nichts zu tun."

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