kunstgaleriebonn Jenseits der Malerei

Das Ende der Malerei ist oft beschworen worden, der Totengräber sind es viele, von Duchamp bis Ad Reinhardt, der Mitte der 60er seine "Ultimate Paintings" malte, Bilder am Nullpunkt.

 Diese Malerei ist nie am Ende: David Semper hat Stempelkissen in die Wand eingeputzt. Die Tinte breitet sich immer weiter aus. FOTO: GALERIE

Diese Malerei ist nie am Ende: David Semper hat Stempelkissen in die Wand eingeputzt. Die Tinte breitet sich immer weiter aus. FOTO: GALERIE

Wie schön, dass die Maler weitergemalt haben haben, dass es eine Ausstellung im Baseler Zyklus "Painting on the Move" gab, die sich trotzig "Es gibt kein letztes Bild" nannte und dass, ebenfalls rund um die Jahrtausendwende, ein Buch mit dem Titel "Ende der Malerei und Malerei nach dem Ende der Malerei" (Johannes Meinhardt) erschien.

Es reizt nach wie vor, nach den Grenzen und der Legitimation dieser ältesten Kunsttechnik zu fragen, Tafelbild und Format zur Diskussion zu stellen. Äußerst inspirierend tut das gerade ein 15-köpfiges Künstlerfeld in der kunstgaleriebonn, das unter dem Titel "Painting and Beyond" (etwa Malerei und Jenseits der Malerei) die Möglichkeiten des Mediums austestet. Die meisten Künstler kennt man aus dem Programm der Galerie, einige, etwa der 2008 gestorbene Antonio Scaccabarozzi oder der 78-jährige, eher von Skulpturen im öffentlichen Raum her bekannte Kölner Joachim Bandau, sind lohnende Neuentdeckungen. Bandaus Arbeiten oszillieren zwischen Malerei und Relief, bestehen aus einem Holzkern, der mit dunklem Lack überzogen wurde. Altmeister Scaccabaroszzi lässt die Farbe sich als selbsttragendes Element vom Untergrund emanzipieren und trifft sich auf diesem Weg mit der 1977 geborenen Christiane Gruber, deren Werke wie gehäutete Gemälde anmuten. Im Treppenhaus hängt eine lange dunkelgrüne Farbmembran, weitere faszinierende Häutungen dann in der Galerie.

Die Wucht der Farbe wandelt sich bei David Semper in ein ephemeres, vergängliches Schauspiel: Er hat farbige Stempelkissen in die Wand eingeputzt, die Tinte blüht aus, verändert das "Bild" - diese Malerei ist nie am Ende. Polly Apfelbaum, Stefan Löffelhardt, Michael Toenges, Martin Pfeifle und am radikalsten Albert Weiss gehen den Schritt in die dritte Dimension. John Zinsser, Schirin Kretschmann und Timo Kube reizen die Möglichkeiten in der zweiten Dimemsion aus. Liah Fowler (Skulptur) und Adam Kokesch (Bildobjekte) bilden das spannendste Doppel der Schau, und der 30-jährige Franke Daniel Kiss erklärt einen ganzen Raum zum Malfeld, das er mit einem wunderbaren Gespür für Komposition, Inszenierung und Provokation mit Malereischnipseln füllt.

kunstgaleriebonn, Lotharstraße 106; bis 24.1. Di-Fr 14-18, Sa 11-15 Uhr. Künstlergespräch mit Joachim Bandau und David Semper: 15.1., 19 Uhr

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