Bundeskunsthalle in Bonn Jems Robert Koko Bi von der Elfenbeinküste präsentiert sich

BONN · Ich bin mitten im Wald geboren", erzählt Jems Robert Koko Bi, und er meint das buchstäblich: "Meine Mutter war gerade in der Plantage unterwegs." Den 1966 in Sifra an der Elfenbeinküste geborenen Koko Bi hat die Affinität zum Wald, zu Bäumen und zum Holz nie verlassen.

 Maskenhaft: Jems Robert Koko Bi hat seine "Vorfahren" 2011 mit der Kettensäge aus Eichenholz geschaffen.

Maskenhaft: Jems Robert Koko Bi hat seine "Vorfahren" 2011 mit der Kettensäge aus Eichenholz geschaffen.

Foto: Kliemann

Er ist gleichsam verwachsen mit dem Material. Er redet ehrfürchtig über diesen beseelten Werkstoff und über den Frust, dass er im sozialen Kosmos seines Dorfes als Angehöriger der Kaste der Bauern nie Masken schnitzen durfte. Das ist, wie auch das Jagen, anderen Kasten vorbehalten.

In der Bundeskunsthalle bietet sich gegenwärtig die Gelegenheit, Masken von Künstlern der Elfenbeinküste aus mehreren Jahrhunderten mit Werken von Koko Bi zu vergleichen. Unübersehbar sind die Korrespondenzen, offenkundig aber auch, wie intensiv sich der Künstler in den zeitgenössischen Kunstdiskurs einklinkt.

Am Dienstagabend war Koko Bi zu Gast in der Bundeskunsthalle, um über sein Leben und Werk zu sprechen. Parallel zur Ausstellung historischer Kunst der Elfenbeinküste präsentiert sich Koko Bi zusammen mit Emile Guebehi sowie Koffi Kouadou in einer Abteilung, die sich aktueller ivorischer Kunst widmet. Koko Bi ist mit seinen "Vorfahren", das ist eine Gruppe aus sechs maskenähnlichen Figuren, und der aus geschwärzten Eichenholzstelen bestehenden Arbeit "Diaspora II" vertreten.

Seit 1997, als er ein DAAD-Stipendium in Düsseldorf hatte, lebt er in Deutschland. Er hat an der Akademie bei Klaus Rinke studiert. Ein wichtiger Lehrer war der Bad Godesberger Bildhauer Klaus Simon, der in den 90er Jahren in Abidjan an der Elfenbeinküste lehrte, wo sich beide kennenlernten.

Hier setzte Koko Bins Bonner Vortrag ein. Er sprach aber auch über seine Wurzeln, über seine Enttäuschung, als er, der so gerne Masken geschnitzt hätte, auch an der Kunstakademie in Abidjan nicht zum Zug kam. Bevor er sein Publikum in die Mitte seiner Figurengruppen bat, um die Kraft dieser Holzindividuen zu spüren, stellte der Künstler, der sein Heimatland au der Biennale in Venedig vertrat und zu den Teilnehmern der exzellenten Ausstellung "Die Göttliche Komödie" im Museum für Moderne Kunst Frankfurt zählte, zentrale Werke vor.

Seine Hommage an Mandela, seine "Kinder von Gorée", die zahlreichen Arbeiten, in denen er anspielungsreich und mit hoher Fabulierkunst das Thema Stuhl thematisiert, verraten einen Künstler, der politisch denkt, aus dem Fundus und dem Reichtum seiner Tradition schöpft, sich der mystischen Kraft seines Materials bewusst und unglaublich sensibel in der künstlerischen Umsetzung ist.

Man muss sich den Film auf der Homepage der Bundeskunsthalle ansehen: Koko Bi mit Schutzbrille, Helm und in Arbeitskleidung geht, die Motorsäge im Anschlag, auf einen Baumstamm zu. Die grobe Form ist schnell gesägt, dann geht es um die filigranen Partien der Gesichter der "Diaspora"-Gruppe. Koko Bi nähert sich ganz zart, es wirkt, als zeichne er. Mit der Kettensäge.

Info

Bundeskunsthalle; bis 5. Oktober. Di, Mi 10-21, Do-So 10-19 Uhr.

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