Green Juice Festival in Beuel Jackpot mit Pop und Punk

Beuel · Zur neunten Ausgabe des Green Juice Festivals am 20. August in Beuel erwartet das junge Veranstalter-Team bis zu 7500 Besucher – und das alles funktioniert sogar mitten im Wohngebiet.

Zur Premiere im Jahr 2008 kamen etwa 150 Besucher – „aber das ist auch bloß anhand von Fotos geschätzt“, sagt Julian Reininger lachend. Bei der Premiere des Green Juice Festivals war er gerade einmal 13 Jahre alt. Und zudem einer der drei jugendlichen Veranstalter. Das Rockfestival mitten im Wohngebiet von Neu-Vilich, einem Ortsteil des Bonner Stadtbezirks Beuel, entwickelte sich seitdem zur festen Einrichtung. Und die Macher wurden langsam erwachsen.

Julian Reininger ist jetzt 22 Jahre alt und sitzt an einem Samstagnachmittag auf einem Teakholzstuhl im Garten seines Elternhauses in Neu-Vilich, unter einem Kirschbaum, zwischen Hortensien und summenden Hummeln. Er trägt ein türkises Green-Juice-Armband. Reininger zeigt über den bepflanzten Erdwall am Ende des Gartens, dahinter ist das Festivalgelände. Dort wird am 20. August (am Vortag gibt es ein Warm-Up mit sechs lokalen Bands) die neunte Ausgabe einer beispiellosen Erfolgsgeschichte stattfinden. Das neunte Green Juice Festival. Aus der Taufe gehoben von Schülern.

„Es ist wie ein Baby, als Hobby erschaffen. Ich habe so viel gelernt in den neun Jahren“, sagt Reininger. „Wir haben erlebt, wie eine Idee zur Marke geworden ist.“ Mit „Wir“ meint er sich und seinen älteren Bruder Simon Reininger und Felix Weyrather (beide 24). Ende 2012 gründeten sie als Geschäftsführer-Trio die Forisk Entertainment UG. „Wir wollten endlich selbständig werden. Der Firmensitz ist in meinem Jugendzimmer“, erzählt Reininger. Insgesamt zählt das Forisk-Team sieben Personen, die ganz modern zusammenarbeiten: „Wir sind eine Agentur ohne Büro“, sagt der Geschäftsführer. „Alles läuft virtuell, über Cloud, E-Mail und Skype.“

Knapp 150 Menschen bei der Erstausgabe, die Bühne war der Sattelzug eines Lastwagens. In diesem Jahr werden bis zu 7500 Besucher erwartet, und die Bands spielen auf der bislang größten Bühne der Festivalgeschichte. Zwei Tage dauert der Aufbau, sie ist zehn Meter breiter als die Bühne im Vorjahr und auch deutlich höher. „Wir wollen die Kiste ausverkauft haben“, gibt Julian Reininger klar das Ziel an. „Vielleicht schaffen wir das in diesem Jahr.“ Die Zeichen dafür stehen günstig. Die populärste Band im Programm sind die Donots um Frontmann Ingo Knollmann, die mit ihrem Album „Karacho“ im Vorjahr auf Platz fünf der deutschen Charts landeten. Wahre Pop-Punk-Größen. „Die wollten wir schon seit fünf Jahren haben, und diesmal hat’s endlich geklappt“, sagt Reininger.

Aber auch der Rest im Line-Up wird kein Kaffeekränzchen – Green Juice steht für die komplette Rock-Schiene, von Poprock über Hardrock bis zu Punkrock. „Le Fly“ vermengen eine große Portion Punkrock mit Ska und HipHop, um am Ende feinste St.-Pauli-Tanzmusik zu kredenzen. The Intersphere bieten ein kurzes Intermezzo für Liebhaber aufwändigerer Songarrangements zwischen Progressive- und Alternative Rock, bevor die Kollegen von „Schmutzki“ und „KMPFSPRT“ von Indie- und Posthardcore beeinflussten Punkrock zu Gehör bringen. Zusammen mit den lokalen Bands am Vortag spielen 15 Bands auf, hinzu kommen die beiden DJ-Teams „Atomic Buu“ und „Pawnda“, die am Haupttag auf der zweiten Bühne elektronische Klänge zwischen Deep House, Funk, Disco und Lounge mixen.

„Man merkt schon im Vorverkauf, dass diese Bands ordentlich ziehen“, sagt Reininger. „Das Paket, das wir bieten, ist eigentlich 60 bis 70 Euro wert.“ Tatsächlich kostet die Karte jedoch bloß 13 Euro im Vorverkauf. Anfangs gab es beim Green Juice Festival freien Eintritt, doch irgendwann mussten die jugendlichen Veranstalter fünf Euro für das Ticket nehmen, um nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben. Reininger kann sich noch gut an den Aufschrei seinerzeit erinnern. Doch ein zweitägiges Programm mit einem Headliner wie den Donots gibt es nicht gratis, auch nicht für fünf Euro. „Wir wollen es trotzdem günstig machen und den Leuten einen schönen Tag bieten. Ein familiäres Fest mit Geheimtipp-Charakter.“

Reininger lehnt sich auf dem Gartenstuhl zurück, blinzelt in die Sonne und erinnert sich an die Anfänge. „Das Publikum ist mitgewachsen. Damals waren es Freunde, Nachbarn, Mitschüler. Die Jugendlichen kommen nach wie vor, das ist auch wichtig. Wir wollen aber auch verstärkt Studenten und junge Erwachsene ansprechen.“ Die Zielgruppe liege inzwischen im Altersbereich 20 bis 35. Es kommen auch junge Familien und sogar ein paar Bewohner des benachbarten Altenheims. Apropos Anwohner: Das Green Juice Festival existiert auch deswegen so lange und so erfolgreich, „weil wir die wohl besten Nachbarn haben, die man sich wünschen kann“, sagt Reininger. Inzwischen reisen Festivalgäste aus ganz Deutschland an, „und wir hatten auch schon Besucher aus Frankreich“.

Das Festival wächst und wächst, allerdings ist bei 7500 Besuchern die Obergrenze der Kapazität erreicht. Und damit wachsen auch die Herausforderungen. „Es ist von Jahr zu Jahr mehr Arbeit. Das Team wächst, die Erfahrungen werden größer – aber auch die Probleme“, berichtet der junge Festivalmacher. So gerieten die Wunschlisten der Bands für den Backstage-Bereich „immer länger, aber das macht die Sache auch spannend.“ Als andere wachsende Herausforderungen nennt er mehr Security, mehr Personal, Besucherparkplätze und Versicherungsfragen. Nach dem Festival werden erstmals drei Shuttlebusse mit je zwei Touren die Konzertbesucher zum Konrad-Adenauer-Platz im Beueler Zentrum fahren.

Julian Reininger hat kürzlich seine dreijährige Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann abgeschlossen, zwei Jahre davon bei Bonnticket und ein Jahr beim Konzertbüro Headline. Bei den mündlichen Prüfung wählte Reininger im Zufallsverfahren sein Thema aus, und das lautete frei übersetzt so: Organisieren Sie eine Open-Air-Veranstaltung in der Innenstadt: „Das war ein Jackpot für mich. Es war genau das, was ich seit zehn Jahren mache. Ich hatte richtig Spaß in der Prüfung, die 20 Minuten sind wie im Flug vergangen.“

Ab Oktober wird Reininger an der Kölner Fachhochschule für den Mittelstand Eventmanagement und Entertainment studieren. Und dabei nicht das nächste Jahr aus den Augen verlieren – dann feiert Green Juice zehnten Geburtstag. „Das wird eine ganz besondere Ausgabe, anders als alle anderen zuvor.“

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