In die Tiefe: Soiree in der Kommende Ramersdorf

Ramersdorf. Erst die Arbeit und dann das Vergnügen lautet bekanntlich ein Sprichwort. Erst die musikalische Kultur, dann die kulinarischen Genüsse könnte die Abwandlung lauten, die - übertragen auf den Rahmen einer musikalisch-kulinarischen Soiree im Schlosshotel der Ramersdorfer Kommende - freilich nicht zu dem Trugschluss führen sollte, dass erstere mit Arbeit und nur letztere mit Vergnügen verbunden waren.

Ganz im Gegenteil, auch wenn Bernhard Wallerius in seiner Moderation hervorhob, dass Musik für Hörer und Ausführende manchmal besonderer Anstrengungen bedarf.

Er bezog sich damit auf die Sonate für Violoncello solo von Jürg Baur, die zwar in vielerlei Hinsicht der musikalischen Tradition verhaftet ist, aber durchaus auch zeitgenössische Kompositionsverfahren miteinbezieht. Arabella Ristenpart, die den musikalischen Teil des Abends bestritt, hatte jedenfalls sichtliches Vergnügen bei der Interpretation von Baurs Sonate, die dem Publikum zwar manche Härten, aber auch viele pointierte Passagen "zumutet".

So kam nicht zuletzt der verspielte, quasi improvisierte Charakter der einleitenden Toccata zum Tragen, und auch das motorische Finale gelang mit kraftvollem Schwung. Am ungewöhnlichsten war sicherlich das ganz ohne Bogen gespielte Scherzo, dessen Titel von Ristenpart als gewissermaßen programmatische Steilvorlage für die Interpretation von Baurs mit Witz und Ironie komponierter Musik genutzt wurde.

War im Prélude der Es-Dur Suite von Johann Sebastian Bach der rhythmische Impuls noch unklar, so vermochte es Ristenpart, die tänzerische Quintessenz der anderen Sätze adäquater umzusetzen, beispielsweise in der mit ruppigem Charme genommenen Bourrée oder der noble Zurückhaltung ausstrahlenden Sarabande.

Ristenpart schöpfte im Hinblick auf ihren satten und runden Celloton aus dem Vollen, setzte eher auf profunde Tiefe als auf anämische Gewichtslosigkeit. In Gaspar Cassadós folkloristisch angehauchter Suite per Violoncello solo ließ sie das Cello zur Flöte oder Gitarre mutieren und deutete den ebenso volkstümlichen wie ursprünglichen Charakter der Musik aus.

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