In Paris fing die Erfolgsgeschichte an

Der Bonner Regisseur Christian Becker hat seinen ersten Spielfilm "Egoshooter" ins Kino gebracht - Mit der Brotfabrik in Beuel verbindet der 33-Jährige herausragende Kinoerlebnisse

  Filmszene  aus Christian Beckers neuem Werk "Egoshooter".

Filmszene aus Christian Beckers neuem Werk "Egoshooter".

Foto: Verleih

Bonn. Alle Tage kommt es nicht vor, dass ein junger Bonner Regisseur einen Spielfilm auf der großen Leinwand zeigen kann. Christian Becker hat es geschafft: Sein erster Langfilm "Egoshooter", den er mit seinem Regiepartner Oliver Schwabe gedreht hat, läuft im Kino. Die beiden Absolventen der Kölner Kunsthochschule für Medien (KHM) legen in einer eigenwilligen Kombination aus Videotagebuch und Spielfilm das raue Selbstporträt des 19-jährigen Jakob aus Köln vor, der mit seinem Leben noch nichts Richtiges anzufangen weiß.

"Egoshooter" erzählt keine herkömmliche lineare Geschichte, sondern reiht mehr oder weniger lose Episoden aus dem Alltag Jakobs aneinander, die er mit seiner Videokamera festhält. Auf dem renommierten Filmfestival in Hof hat das Debütwerk schon für Furore gesorgt.

Zum Film kam Becker, der 1971 in Düsseldorf geboren wurde, aber vom zweiten bis zum 19. Lebensjahr in Bonn beziehungsweise Königswinter lebte, über einen kleinen Umweg. Nach dem Besuch eines Gymnasiums in Oberkassel war er je anderthalb Jahre als Foto-Assistent in Düsseldorf und Paris tätig. "Die richtige Liebe zum Film kam in Paris," erzählt Becker, "dort konnte ich schon morgens ins Kino gehen und mir Retrospektiven berühmter Regisseure ansehen".

Dort habe er zum Beispiel das Filmschaffen von Ingmar Bergman entdeckt. "Als ich zum ersten Mal ,Das Schweigen'' gesehen habe, da ging ich himmelhochjauchzend aus dem Kino." Danach sei er, soweit es eben ging, fast jeden Tag im Kino gewesen. In Paris ist er auch erstmals auf den Gedanken gekommen, selber Filme zu drehen.

Doch zunächst schrieb sich Becker 1994 in der Kölner KHM ein, wo er die Premiere des ersten grundständigen Filmjahrgangs miterlebte. An die fünf Jahre an der KHM denkt er gerne zurück: "Das war damals sehr nett, weil überschaubar". Nach dem Examen 1999 blieb Becker erstmals in Köln. Im Grund fühlt er sich aber immer noch als Bonner: "Meine Wurzeln sind ja sowieso dort."

Auch heute ist er oft genug in der Bundesstadt: "Etwa wenn ich meine Eltern im Siebengebirge, in Vinxel, oder meine Schwester besuche, die in Ramersdorf wohnt, und einige Freunde habe ich auch noch in Bonn." Mit Bonn, genauer mit der Brotfabrik, verbindet der 33-Jährige auch seine ersten herausragenden Kinoerlebnisse: "Als ich 17 oder 18 war, da habe ich ,Eraserhead'' von David Lynch gesehen, der mich zu der Zeit extrem beeindruckt hat." Kurz darauf sei er dann in "Die 120 Tage von Sodom" von Pier Paolo Pasolini gegangen. "Da lief ich ein paar Tage verstört durch die Gegend, aber auch fasziniert", erinnert sich Becker.

Seine ersten eigenen Kurzfilme drehte Becker ab 1995 in Köln. Für den Kurzfilm "Viene del Cielo", den er bei einem Studienaufenthalt in Kuba realisierte, erhielt er 1998 den ersten Preis beim Filmfest Dresden. Für den ersten langen Film tat er sich mit dem Studienkollegen Oliver Schwabe zusammen, der zuvor schon Videotagebücher von Jugendlichen für eine Sendereihe des Norddeutschen Rundfunk bearbeitet hat. So kam auch der Kontakt zu der Produzentin Ute Schneider zustande, die für die von Wim Wenders initiierte Reihe "Radikal digital" geeignete Projekte suchte.

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