"Ich bin kein unnahbarer Superstar"

Mit Bonn verbinden Wolf Maahn vor allem friedensbewegte Jugenderinnerungen - Am Freitag gastiert er mit seiner Band in der Endenicher Harmonie

  Wolf Maahn  hat Lust, für die Oper Bonn ein Stück zu schreiben.

Wolf Maahn hat Lust, für die Oper Bonn ein Stück zu schreiben.

Foto: dpa

Bonn. (ga) Er ist einer von nicht eben vielen deutschen Rockstars. Mit Wolf Maahn sprach Susanne Schramm.

General-Anzeiger: Sie sind seit dem 11. März auf Tour - wie läuft das bisher?

Wolf Maahn: Ich spiele mit meiner Band seit 1999. In der Zeit sind wir sehr zusammengewachsen. Wir können auf der Bühne sehr introvertierte, aber auch sehr extrovertierte Sachen machen, und die Leute gehen diese Kurve mit. Wir sind gut eingespielt. Je mehr man drauf hat, desto mehr kann man riskieren.

GA: Mögen die Fans die neue CD oder wollen sie nur die alten Stücke?

Maahn: Ich hab'' das schon immer so erlebt, dass ich einerseits gefeiert wurde und andererseits die Leute gefragt haben: "Warum macht der nicht das Gleiche wie beim letzten Mal?". Dafür bin ich zu abenteuerlustig, einer, der gern neue Wege beschreitet.

Inzwischen erwarten die Leute das auch von mir. Auch der Zuhörer bleibt nicht stehen. Es klingt aber trotzdem wie Wolf Maahn. Was dabei heraus kommt, ist nicht zwangsläufig eine klare Rockplatte, wie "Maahnsinn" oder "Libero". "Zauberstrassen" hat eine eigene Sprache. Rock, R & B und Dancefloor-Elemente.

GA: Was erwartet die Fans auf der aktuellen Tour?

Maahn: Wir spielen viele neue Stücke, so um die acht. Davor haben wir die "Best Of"-Tour gemacht, das heißt, es gibt eine sehr gute Auswahl. Manchmal ergeben sich spontan verrückte Sachen, lustig, kommunikativ. Besonders wichtig ist mir ein natürliches Verhältnis zum Publikum. Ich bin kein unnahbarer Superstar. Ich versuche, so mit den Leuten zu reden, als ob ich sie abends auf ein Bier treffen würde.

GA: Was verbindet Sie mit Bonn?

Maahn: Da hatte ich meinen allerersten Auftritt, am 9. Juni 1982 im "Bonner Loch", anlässlich einer Demo gegen die Nachrüstungsbeschlüsse. Da stand Joseph Beuys mit mir auf der Bühne und hat seinen Protestsong "Sonne statt Reagan" vorgestellt. Am nächsten Tag haben wir das wiederholt, vor 300 000 Menschen im Hofgarten. Auch sonst ist mein Verhältnis zu Bonn ziemlich reichhaltig.

Ich hatte mit 18 eine Freundin da, habe in meinen Anfängen sehr oft hier Bonn gespielt. Die Beziehung zwischen mir als Künstler und dem Bonner Publikum ist da intensiv geworden. Das letzte Mal vor vier Jahren auf der Museumsmeile musste ich grinsen. Viele Gesichter kamen mir doch bekannt vor.

GA: Der Titel "Zauberstraßen" klingt ein bisschen nach Magie im Märchen ...

Maahn: ... und das muss auch so sein. Unsere Lebensumstände sind sehr materialistisch geprägt. Ich glaube an den Zauber der Musik. Alle, die Musik lieben, wissen warum. Er wird nur heutzutage sehr unterschätzt. Viele finden bei all dem Fließbandpop den Zugang nicht mehr.

GA: Zwischen Ihrem ersten und Ihrem 1 000. Konzert sind 22 Jahre vergangen. Was hat sich für Sie in dieser Zeit geändert?

Maahn: Im Kern bin ich noch der gleiche geblieben, ich habe immer nur nach neuen Ausdrucksformen gesucht. Verändert haben sich die Rahmenbedingungen, alles ist viel verbissener geworden - wie Gigs heute vermarktet werden, oder wie man Musik in Käfige sperrt. Vor zehn Jahren hatten Radiosender noch 100 000 sofort abspielbare Titel auf Lager, heute sind es gerade noch 900.

Wichtig ist nur noch die große Mitte, der Mainstream. Ich wünsche mir ein besseres Radioprogramm, mit vielfältigeren, abwechslungsreicheren Pop-Sendern. Ganz viele Stilrichtungen finden im Radio nicht mehr statt - eine davon ist deutschsprachige Rockmusik. Deshalb haben wir mit 600 Künstlern auf der Popkomm jetzt eine gesetzliche Quote dafür gefordert.

GA: Die Oper Bonn hat bei Ihnen angefragt, ob sie Lust hätten, eine Oper zu schreiben: Wie steht''s damit?

Maahn: Wir haben uns einige Male getroffen, auch das Thema, die Geschichte, steht, in kurzer Form, ich finde das sehr spannend. Jetzt geht es nur noch ums liebe Geld. Ich habe große Lust darauf, in diesem Rahmen mal eine ganz andere Art Musik aufzuführen. Das Feuer des Rock''n''Roll da reinzutragen. Ich liebe Carl Orff, solche Elemente würde ich gerne mit R&B-Elementen verschmelzen.

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