Hobbyschriftsteller Hans Brühl erzählt von seinen Werken

Wormersdorf hat eigenen Schimanski - Kriminalfälle spielen in Voreifel

  In Wormersdorf zu Hause:  Das gilt für Hans Brühl und auch für seine Bücher.

In Wormersdorf zu Hause: Das gilt für Hans Brühl und auch für seine Bücher.

Foto: Lannert

Rheinbach-Wormersdorf. Kriminalhauptkommissar Heinz Stachowiak weiß nicht, was er von diesem Mord halten soll: In Meckenheim wird der einzige Sohn eines Obsthofbesitzers tot aufgefunden. War es ein Eifersuchtsdrama oder ein Racheakt?

Der junge Mann war in verschiedene Affären verwickelt. Das dörfliche Milieu ist schwer durchschaubar. In Verdacht geraten der Vorsitzende des Junggesellenvereins und einige polnische Erdbeerpflücker, die als Saisonarbeiter in Wormersdorf ihr Geld verdienen. Der Ermordete hatte eine Beziehung zu der hübschen jungen Erntehelferin Agnieszka.

Kommissar Stachowiak stößt bei seinen Ermittlungen auf den Schreinergesellen Josef Schimanski, der ebenfalls als Erntehelfer aus Polen nach Wormersdorf kam und nun bei einem windigen Schreinermeister in Meckenheim arbeitet. Eine seltsame DNA-Spur und eine falsche Zeugenaussage bringen Schimanski ins Rheinbacher Gefängnis.

Sich ausgedacht und zu Papier gebracht hat die Wormersdorfer Kriminalstory unter dem Titel "Der Wormersdorfer Schimanski" der Hobby-Autor und Taubenzüchter Hans Brühl, geborener Pulheimer und seit acht Jahren Einwohner von Wormersdorf.

Detektivischen Spürsinn bringt Brühl von Berufs wegen mit: Seit mehr als 20 Jahren ist der 60-Jährige beim Bundesrechnungshof beschäftigt: "Mein Auftrag ist, der Verschwendung von Steuergeldern durch staatliche Einrichtungen auf die Spur zu kommen."

Hans Brühl hat viel erlebt: Durch seinen Beruf kam er herum in der Welt - und erst recht durch sein Hobby: Als Autor von Fachartikeln und -büchern über die Taubenzucht und Reportagen über berühmte Züchter reiste er durch ganz Europa und sogar nach Südafrika. "Die Fachbeiträge zu schreiben, hat mir Spaß gemacht. Doch irgendwann wiederholt es sich doch stark."

In Brühl reifte der Wunsch heran, auch einmal vogel-freie Prosa zu Papier zu bringen. Doch zunächst einmal blieb er bei seinen Leisten: 1995 entstand sein Abenteuer-Roman "Hans W. - ein wahrer Taubenzüchter", der auf wahren Begebenheiten und eigenen Erlebnissen als Taubenzüchter beruht.

Später folgte die Geschichte "Schlaggemeinschaft", die als Fortsetzungsroman in einer Fachzeitschrift erschien und deren Titel hübsch zweideutig ist: Denn in "Schlaggemeinschaft" geht es zum einen um eine Taubenzüchter-Kooperation, zum anderen um die schwierige Beziehungskiste der Hauptfigur, in der der ein oder andere verbale Schlagabtausch stattfindet.

Weil Hans Brühl kein Mann für halbe Sachen ist, beschloss er, sein Freizeit-Handwerk von der Pike auf zu lernen und belegte einen Belletristik-Fernstudiengang. "Dabei habe ich zum Beispiel erfahren, dass bei einem Krimi der Täter immer frühzeitig in die Handlung integriert werden muss und nicht zum Schluss einfach aus dem Nichts auftauchen darf."

Überhaupt half ihm der Fernkursus, die typischen Anfängerfehler zu vermeiden, etwa unrealistische Tatmotive und unstimmige Charaktere zu verwenden oder zu abrupt zum Schluss zu kommen. Besonderen Wert legt Brühl auf ein klares Konzept, prägnante Milieu-Schilderungen und die Lebensnähe seiner Geschichten. Wo Voreifel-Krimi draufsteht, soll auch Voreifel-Krimi drin sein, darum lässt er seine Figuren viel Platt sprechen und schildert zahlreiche Örtlichkeiten, die nicht nur den Wormersdorfern bekannt vorkommen dürften.

Da zwei seiner Söhne bei der Polizei arbeiten, lässt er seine Romane von ihnen gegenlesen und sich bestätigen, dass er die Polizeiarbeit korrekt dargestellt hat: "Da gibt es auch schon mal eine kleine Meinungsverschiedenheit." Und wieso hat Brühl einen polnischen Erdbeerpflücker zur Titelfigur seines ersten Voreifelkrimis gemacht?

"Unter den Saisonarbeitern aus Polen, die hier in der Umgebung arbeiten, gibt es viele Taubenzüchter. Einige von ihnen kamen eines Tages zu mir und baten um Jungtauben; sie hatten Tiere in meinen Schlag fliegen sehen. Ich schenkte ihnen welche. Da meine Frau Polnisch spricht, erfuhr ich einiges aus ihrem Leben - und verwendete vieles für mein Buch."

Auch Konflikte zwischen Deutschen und Polen sind Thema des Krimis. "Die gibt es nun einmal", sagt Brühl. Also beschreibt er sie auch - wenn auch auf versöhnliche Art und Weise. Brühl braucht ein Jahr pro Buch: "Der Job, die Tauben - und der Rasen muss ja auch ab und zu gemäht werden."

Trotzdem hat er bereits einen zweiten Voreifel-Krimi fertig, "Der Hexpater von Wormersdorf". Der dritte, "Die Voreifel-Karriere", ist in der Mache und ein vierter in Planung. Einen Verlag für seine Romane hat Hans Brühl noch nicht, obwohl er von einigen positive Resonanz erhalten hat. Deshalb verlegt er sie über "Books on demand" selbst.

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