Klassische Philharmonie Bonn Heribert Beissel dirigiert im Maritim

Bonn · Flammendes Plädoyer in Wort und Ton: Der junge Solist Valentino Worlitzsch überzeugt mit Schumanns Cellokonzert.

 Gründer und seit mehr als 50 Jahren Chef der Klassischen Philharmonie: Heribert Beissel.

Gründer und seit mehr als 50 Jahren Chef der Klassischen Philharmonie: Heribert Beissel.

Foto: Fabry

Am Ende ging es mal wieder um das liebe Geld, denn das ist nun mal auch in der Kultur ein unabdingbares Mittel. Kaum war der letzte Ton beim Konzert der Klassischen Philharmonie und ihres Leiters Heribert Beissel im Großen Saal des Maritim verklungen, erklomm eine langjährige Abonnentin die Bühne und hielt ein flammendes Plädoyer für eine bessere Unterstützung des Klangkörpers, dem die Stadt Bonn die Zuschüsse wieder einmal kürzen will. Damit könnte die Existenz der Klassischen Philharmonie auf der Kippe stehen, obwohl man schon über 90 Prozent der Einnahmen selbst erwirtschaftet.

Seit 57 Jahren dirigiert Beissel das Orchester schon, und seine Abonnenten halten ihm seitdem die Treue. Nun stemmt man sich mit aller Kraft gegen die drohende Finanzierungslücke, um das Fortbestehen des traditionsreichen Orchesters weiter zu sichern.

Warum die Abonnenten so an „ihrer“ Klassischen Philharmonie hängen, das hatte Beissel zuvor mit einem typischen Programm bewiesen: Die Ouvertüre zu der Oper „Idomeneo“ und die Sinfonie Nr. 39 in Es-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart rahmten das Cellokonzert von Robert Schumann ein: allesamt Klassiker des Repertoires und vertrautes Terrain für Orchester wie Konzertbesucher. Das verspricht keine unangenehmen Überraschungen, der Wohlfühlbereich von Musikern und Publikum wird nicht verlassen. Das hat Beissel in mehr als einem halben Jahrhundert perfektioniert und dafür liebt ihn sein Publikum. Und: zugegebenermaßen macht Beissel seine Sache immer sehr solide. Die Mozart-Ouvertüre war wie aus einem Guss, Beissel hielt das Orchester zu gezügelter dramatischer Wucht an, ein gelungener Auftakt. Auch die Sinfonie am Schluss war eine runde Sache: ein wenig burschikos, aber nicht übermütig das Menuett, spielfreudig-locker das Finale.

Hauptwerk des Abends war Schumanns Cellokonzert, für dessen Solopart man den jungen Valentino Worlitzsch verpflichtet hatte, kein Werk, bei dem der Solist vordergründig glänzen kann. Schumann hat hier nicht allein auf Virtuosität gesetzt, sondern auf tiefgründiges Musizieren. Das bot Worlitzsch mit bemerkenswerter Souveränität.

Überaus kantabel ließ er Schumanns ursprünglich als Konzertstück konzipiertes Werk erklingen, die spieltechnischen Schwierigkeiten des vertrackten Stückes traten vollständig in den Hintergrund. Stattdessen hauchte Worlitzsch dem Cellokonzert förmlich eine Seele ein, nicht zuletzt, weil auch die Chemie zwischen ihm und dem wie immer sehr ausgewogen und zuverlässig begleitenden Orchester stimmte.

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