Fotografien von Peter Dench Haus der Geschichte zeigt "Made in England"

Bonn · Peter Dench möchte seinen Beitrag dazu leisten, wie seine Heimat England gesehen wird. Das Bonner Haus der Geschichte zeigt nun Fotografien des Künstlers.

 Die Freundinnen Lorraine und Trish, verkleidet als Bräute, am Hochzeitstag von Prinz Harry und Meghan Markle in Windsor, Mai 2018.

Die Freundinnen Lorraine und Trish, verkleidet als Bräute, am Hochzeitstag von Prinz Harry und Meghan Markle in Windsor, Mai 2018.

Foto: Haus der Geschichte

Vier Gänge machen das ordentliche englische Frühstück aus: angefangen beim Obst – zum Beispiel einem Glas Orangen- oder Grapefruitsaft – und gefolgt von den Cerealien; Cornflakes, Müsli oder Porridge. Dann kommt, woran sich die Geister auf dem europäischen Kontinent seit jeher scheiden. Deftig, fettig, warm? Das ist beileibe nicht jedermanns Sache. Gebratene Würstchen, Rühr- oder Spiegelei, dazu Frühstücksspeck, Kartoffelrösti und weiße Bohnen in Tomatensoße? Wer davor kapituliert, kann sich immerhin noch mit Toast, Marmelade mit einer Tasse Tee schadlos halten.

Der britische Fotograf Peter Dench hat einen noch bekömmlicheren Weg gefunden und zwei solche Frühstücksteller in einem Café in Blackpool fotografiert. Die Aufnahme vom Juli 2008 ist jetzt bis zum 10. November 2019, zusammen mit 19 weiteren seiner Bilder, unter dem Titel „Made in England“ in der U-Bahn-Galerie des Hauses der Geschichte zu sehen.

Bemerkenswerter Blick fürs Detail

Denchs Auswahl aus den Jahren 1998 bis 2018 wirft einen unverstellten Blick auf seine Landleute – in alltäglicher Umgebung und in mehr oder weniger alltäglichen Situationen. So wie die Freundinnen Lorraine und Trish aus Warrington, die im Mai 2018 – am Hochzeitstag von Prinz Harry und Meghan Markle – in Windsor als Bräute verkleidet an einer typisch roten Telefonzelle warten. Eine hält die beiden obligatorischen Papierfahnen fest, die andere lose eine Zigarette zwischen den Fingern ihrer rechten Hand. Und beide offenbaren Denchs bemerkenswerten Blick für Details.

Neben dem couragierten Auftreten in einer die recht beeindruckende Leibesfülle umspannenden, cremefarbenen Robe scheint das britische Frühjahr warm genug, um schulterfrei unterwegs zu sein. Und diese relative „Kälteunempfindlichkeit der Britinnen zwischen 15 und 55 Jahren“ gehört zu den Phänomenen, die Professor Dr. Uwe Baumann – Ordinarius für englische Literatur und Kultur an der Universität Bonn – nach wie vor erstaunen wie amüsieren.

So jedenfalls ließ er nun im Gespräch mit Thorsten Smidt, Ausstellungsdirektor der Stiftung Haus der Geschichte, freimütig durchblicken. Um anschließend den Fotografen und seine Arbeit kurz vorzustellen. Denn „Made in England“ ist Dench selbst. 1972 in Weymouth geboren, schloss er 1995 sein Studium der Fotografie an der Universität von Derby ab und arbeitet seit 1998 als Fotojournalist für zahlreiche nationale und internationale Medien, darunter auch das Magazin „Stern“. 2002 wurde er für die Serie „Drinking of England“ mit einem World Press Photo Award ausgezeichnet.

Dench zeigt Schein und Wirklichkeit

Dench zeige, so Baumann, diesen „Schein und Wirklichkeit; ohne dabei etwas zu beschönigen oder um jeden Preis dramatisch inszenieren zu wollen.“ Seine Fotos konfrontierten die feine englische Art mit der Realität, die nicht immer ganz so gentlemanlike sei. Der im April 2001 fotografierte Skinhead aus einem Pub in Bacup/ Grafschaft Lancashire bietet dafür ein anschauliches Beispiel. Sympathischer wirkt da schon das Paar, das sich 2001 mit Nationalflagge und Regenschirm die Übertragung aus Wimbledon anschaut. Denn wenn es um seinen Lieblingssport geht, gibt sich der Engländer mitunter überraschend genügsam.

„Ich habe schon als Kind gewusst, dass ich später einmal auch meinen Beitrag dazu leisten möchte, wie England gesehen wird“, sagte Dench zur Ausstellungseröffnung. „Und ich hoffe, dass Sie sich meine Bilder auch mit einem Lachen für sich anschauen werden“, fügte der Fotograf hinzu, der sich sein Geburtsdatum mit William Shakespeare und William Turner teilt und diese Tatsache selbstredend in klassisch-britisches Understatement kleidete.

Wenn voraussichtlich im Juli 2019 der wegen Insolvenz des Ausstellungsbauers verschobene Start der Wechselausstellung „Very British“ nachgeholt werde, wie der Hausherr Hans Walter Hütter ankündigte, führt zumindest ein paar Monate lang im Haus der Geschichte kein Weg mehr am Union Jack vorbei.

Made in England. Fotografien von Peter Dench, bis 10. November 2019, U-Bahn-Galerie

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