Haus der Geschichte wird im Berliner "Tränenpalast" die deutsch-deutsche Teilung dokumentieren

Ehemalige Ausreisehalle am Bahnhof Friedrichstraße ist Teil der Gedenkstättenkonzeption von Kulturstaatsminister Bernd Neumann - Mögliche Eröffnung frühestens im Herbst 2010

Haus der Geschichte wird im Berliner "Tränenpalast" die deutsch-deutsche Teilung dokumentieren
Foto: dpa

Bonn.Wo sich zwischen 1961 und 1989 herzzerreißende Abschiedszenen abspielten, wenn DDR-Bürger ihre West-Angehörigen verabschiedeten, und wo nach der Wende die Hip-Hop- und Comedy-Szene ihren Spaß hatte, soll eine Dokumentationsstätte entstehen.

Die ehemalige Ausreisehalle am Bahnhof Friedrichstraße, von den Berlinern Tränenpalast getauft, ist Teil der Gedenkstättenkonzeption von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), die jetzt den Bundestag passiert hat.

Die geplante Dauerausstellung im Tränenpalast zum Thema "Teilung und Grenze im Alltag" soll vom Bonner Haus der Geschichte in enger Abstimmung mit der Stiftung "Berliner Mauer" kuratiert werden. Hans Walter Hütter, Präsident der Stiftung Haus der Geschichte, freut sich "dass die lange, schwierige Diskussion beendet ist - die Konzeption ist ein großer Erfolg."

Der Tränenpalast sei eine Nahtstelle der deutsch-deutschen Geschichte: "Hier hat die SED-Diktatur ihr wahres Gesicht gezeigt." Bislang gebe es keinen Ort, wo die Jahre 1989/90 dokumentiert würden, meint Hütter, dem bewusst ist, dass das eine schwierige, mit Emotionen behaftete Zeit ist.

Für den Ausstellungsleiter des Hauses der Geschichte, Jürgen Reiche, ist der Tränenpalast "eines der wenigen authentischen Gebäude, die wir zum Thema Teilung in Berlin haben." Gleich nach der Wende hatte Reiche Originalteile aus dem Palast fürs Haus der Geschichte gerettet: "Die können wir jetzt wieder einbauen, man kann einen Teil des Tänenpalastes rekonstruieren." Reiche wird versuchen, in dem rund 300 Quadratmeter großen Raum möglichst viele Inhalte unterzubringen.

Der Stiftung Haus der Geschichte bietet sich mit dem zentral gelegenen Tränenpalast ein weiteres Schaufenster in Berlin - neben der Kulturbrauerei am Prenzlauer Berg. Dort hat das Haus der Geschichte nicht nur seinen Berliner Dienstsitz, dort wird auch die umfangreiche Sammlung Industrielle Gestaltung mit Design und Alltagskultur der DDR betreut.

Weiteres Standbein der Bonner Stiftung ist das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig, das laut Neumanns Gedenkstättenkonzeption in der Dauerausstellung den Aspekt Widerstand gegen die SED-Diktatur verstärkt dokumentieren soll.

Der Zeitplan für den Tränenpalast ist noch nicht sehr konkret. Bis Herbst 2009 sollen die umfangreichen denkmalgerechten Sanierungs- und Umbaumaßnahmen abgeschlossen sein. Hütter hat als mögliche Eröffnung frühestens den Herbst 2010 - 20 Jahre Wiedervereinigung -, spätestens 2011 - 50 Jahre Mauerbau - im Blick.

Die Konzeption für den Tränenpalast stehe weitgehend fest, sagt Hütter, der auf viele Stücke aus der eigenen Sammlung zurückgreifen kann. Reiche will auch Zeitzeugen ins Spiel bringen, etwa von der DDR ausgebürgerte Prominente oder Menschen, die im Tränenpalast arbeiteten. "Hier sind auch viele Spione durchgeschleust worden", sagt Reiche. Die wird er wohl nicht als Zeitzeugen gewinnen können.

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