Gelungene Premiere im WCCB Hall im neuen Haus

bonn · Das Beethoven Orchester im WCCB. "Man hat den Eindruck, gar nicht in Bonn zu sein", ließ sich eine Konzertbesucherin schon vor Betreten des World Conference Center Bonn (WCCB) vernehmen, das im Rahmen des 2. Freitagskonzerts des Beethoven Orchesters - zugleich das Jubiläumskonzert zum 25-jährigen Bestehen des Dirigentenforums beim Deutschen Musikrat - seine Feuertaufe als Konzertsaal zu bestehen hatte.

Um es gleich vorwegzunehmen: Akustisch kann der Erweiterungsbau durchaus überzeugen, wenngleich man sich an ein paar Eigenarten erst noch gewöhnen muss. Wenn zum Beispiel auf ein Fortissimo abrupt eine Generalpause folgt, klingt's - ein etwas merkwürdiger Hall-Effekt- aus dem hinteren Saalteil nach.

Die im Ganzen jedoch positiv ausgefallene Tauglichkeitsprüfung beruhigt vor allem vor dem Hintergrund, dass das WCCB für jene zwei Jahre, die vorerst für die Renovierung der Beethovenhalle veranschlagt sind, den Beethoven-Musikern als Ersatzspielstätte dienen muss.

Vor Konzertbeginn würdigten Oberbürgermeister Ashok Sridharan und Martin Maria Krüger die lange und enge Zusammenarbeit von Beethoven Orchester und Deutschem Musikrat nicht nur im Hinblick auf den Deutschen Musikwettbewerb.

Als Preisträger des Dirigentenforums standen mit Gabriel Feltz, Simon Gaudenz, Christian Voß und Leo McFall nacheinander gleich "Vier auf einen Schlag" (so das Konzertmotto) am Pult des Beethoven Orchesters mit Werken, die bestens geeignet waren, die Klangverhältnisse breitwandig zu erkunden.

Zunächst erklang Thomas Adès', mit riesigem Streicherapparat, dreifachen Bläsern, Celesta, zwei Klavieren plus Flügel und sechs Schlagwerkern opulent besetztes, viersätziges, über 20 Minuten währendes Opus 17, "Asyla".

Die nobilitierte Volksmusik der "Tänze aus Galánta" Zoltán Kodálys mit lyrischen Klarinettenkantilenen (Hans-Joachim Büsching) lag in idiomatisch sicheren Händen von Simon Gaudenz. Großes "Kino" dann nach der Pause: Peter Tschaikowskys Tondichtung (nach Dantes "Comedia"), "Francesca da Rimini" op. 32, tief ausgelotete russische Seelenlandschaften, effektbetont in Szene gesetzt von Christian Voß.

Und schließlich Jean Sibelius, Sinfonie Nr. 7 in C op. 105: Leo McFall ist bemüht, um die "tausend Löcher" (Adorno) auch dieser Sinfonie herumzudirigieren. Anhaltender Applaus aus zwischenzeitlich deutlich gelichteten Reihen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort