Ausstellung Gruppe "conexus" und Gäste zeigen Arbeiten im Künstlerforum

Bonn · "Von wegen!" heißt es umgangssprachlich, wenn man betonen will, dass eine Aussage nicht nur falsch ist, sondern eigentlich das genaue Gegenteil viel zutreffender wäre. In etwas anderer Schreibweise beziehen die beiden Worte sich auf die unterschiedlichsten Arten von Wegen.

 Lucia Dellefant zitiert in "ready for the revolution?" einen Slogan der Protestbewegung der 60er Jahre.

Lucia Dellefant zitiert in "ready for the revolution?" einen Slogan der Protestbewegung der 60er Jahre.

Foto: Schoenebeck

Das können eigene oder fremde Lebenswege sein, Verkehrswege oder auch die Wege des Denkens. Der Titel, auf den sich die Mitglieder der Künstlergruppe "conexus" für ihre aktuelle Gruppenausstellung im Künstlerforum geeinigt haben, lässt also alle Freiheiten und gibt doch ein gemeinsames Konzept vor.

Eine stimmige Ausstellung ist es geworden, der man die aufeinander abgestimmte Planung der neun beteiligten Künstlerinnen anmerkt. Jutta Reucher zitiert mit ihren großformatigen Linoldrucken in Pastelltönen, in denen einzelne Platten immer wieder übereinander gedruckt werden, die Wege und Vernetzungen von Nervenbahnen oder Höhenlinien.

"Haemophilie" heißt das Video von Kathrin Graf, in dem zwar kein Blut fließt, aber eine rote Flüssigkeit sich ihren erschreckend schönen Weg bahnt. Chris Eichholtz bleibt in ihren zweiteiligen malerischen Arbeiten ebenfalls abstrakt und fragt sich mittels aufgedruckter traditioneller Muster aus aller Welt, inwieweit der Mensch frei ist in der Wahl seiner Lebenswege.

Hier hakt auch Irene Kulnig nach. Große hölzerne Wegzeichen in gotischer Spitzbogenform fordern in tiefen Einkerbungen unsere Auseinandersetzung mit der Stille, der Arbeit oder der Religion. Cynthia Rühmekorf und Angelika Schmitt beschäftigen sich mit Lebenswegen, die stellvertretend für gesellschaftliche Entwicklungen stehen.

Etwa wenn das Alter oft genug gleichbedeutend ist mit Armut, oder wenn weibliche Biografien zwischen Liebe, Tradition, Gesetz und Pflicht aufgerieben werden. Für die Schwarmintelligenz von Ameisenstaaten im Verhältnis zum Individuum interessiert sich Gisela Zienicke, und Lucia Dellefant konfrontiert uns mit Slogans und Parolen der 60er Jahre, die im Rückblick nichts anderes als das Scheitern von Utopien erkennen lassen.

Und schließlich hat sich Andrea Künstle auf einen realen Weg gemacht. Mit dem Fahrrad fuhr sie von Bonn nach Ägypten und brachte wunderbare Detailaufnahmen mit zurück von ihren "Seh-Um-Abwegen".

Künstlerforum, Hochstadenring 22, bis 6. Januar, Di-Fr 15-18, Sa 14-17, So 11-17 Uhr, am 25.12. und 1.1. geschlossen.

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