Musik in der Springmaus GlasBlasSing-Quintett enttäuscht mit seinem Auftritt

Das GlasBlasSing-Quintett enttäuscht im Haus der Springmaus. Klischees und Klamauk eignen sich eben nur bedingt als Inspiration für kreative Prozesse.

 Hoch die Flaschen: Das GlasBlasSing-Quintett. FOTO: KÖLSCH

Hoch die Flaschen: Das GlasBlasSing-Quintett. FOTO: KÖLSCH

Foto: Thomas Kölsch

Die Grundidee ist immer noch fantastisch: Fünf Herren entdecken beim abendlichen Feiern die Liebe zum Flaschenblasen, stellen unter großen Mühen für die gierigen Kehlen ein umfangreiches Instrumentarium zusammen und zeigen schließlich auf der Bühne, das Liedgut auf Leergut erstaunlich gut klingen kann.

Zumindest so lange sie nur blasen. Und nicht singen. Letzteres hat das GlasBlasSing-Quintett allerdings in seinem nunmehr vierten Programm massiv auszubauen versucht, mit selbst geschriebenen, vermeintlich komischen Stücken und hektischen Coverversionen, bei denen sich die Flascholeros schlichtweg übernommen haben. Keine gute Idee. So blitzt zwar ab und zu noch die alte Genialität durch, allzu oft fällt das Ergebnis allerdings schlichtweg desolat aus.

Schon in der Vergangenheit waren die Ausflüge des GlasBlasSing-Quintetts ins Reich der Musikcomedy nur selten von Erfolg gekrönt. Klischees und Klamauk eignen sich eben nur bedingt als Inspiration für kreative Prozesse.

Cover-Versionen scheitern beim Auftritt

Auch heutzutage braucht niemand Lieder über Autoaufschriften oder bemühte Wortspielereien mit Prominentennamen – vor allem, wenn die Texte jeglichen Flow vermissen lassen, ohne rhythmische Eleganz und poetischen Witz daherkommen und letztlich genau so träge und trüb wirken wie das Bühnenlicht. Doch während früher derartige Ausrutscher durch exzellente Coverversionen ausgeglichen wurden, scheitert das GlasBlasSing-Quintett nun auch in diesem Bereich regelmäßig, weil die nötige Ruhe im Groove fehlt. Ob Emiliana Torrinis „Jungle Drum“ oder Johnny Cashs „Personal Jesus“ (in der Depeche-Mode-Version), stets rasen die Fünf mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Darbietung.

Noch schlimmer erweisen sich die unterschiedlichen Teile von „Bohemian Rhapsody“, an deren Übergängen die Berliner Flaschenkinder sowohl rhythmisch als auch mit Blick auf die Intonation radikal scheitern.

Dabei hätte das Quintett ein derartiges Debakel überhaupt nicht nötig. Es müsste nur bei dem bleiben, was es kann. Bei virtuoser Flaschenmusik samt Flachmaninov und Fender Coke-Caster. „Popcorn“ oder auch „Tequila“ sind gewohnt schmissig und lassen auch das Publikum enthusiastisch auf die 1 und auf die 3 klatschen. Eine „Kaktus“-Variante erweist sich als erstaunlich unterhaltsam, und selbst Kraftwerks „Das Model“ ist dank zweier Drucksprühflaschen richtig gut. Derartige Nummern dürften die GlasBlasSinger ruhig öfter spielen. Und dafür ein bisschen weniger singen.

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