Beethoven-Akademie um 11 Glühender Ton

Bonn · Stefan Blunier dirigiert in der sehr gut besuchten Beethovenhalle Beethovens Violinkonzert mit dem Solisten Erik Schumann und die vierte Sinfonie.

 Solist Erik Schumann und Dirigent Stefan Blunier im Konzert des Beethoven Orchesters. FOTO: FELIX VON HAGEN

Solist Erik Schumann und Dirigent Stefan Blunier im Konzert des Beethoven Orchesters. FOTO: FELIX VON HAGEN

Foto: Felix von Hagen

Mit seiner Ouvertüre zu Heinrich Joseph Collins Trauerspiel „Coriolan“ war Ludwig van Beethoven ein bisschen spät dran. Als der Komponist im Jahre 1807 den letzten Federstrich der Partitur setzte, war das 1802 uraufgeführte, überaus erfolgreiche Schauspiel schon seit zwei Jahren vom Spielplan verschwunden. Wahrscheinlich ging es Beethoven aber auch gar nicht darum, mit seiner Musik ein Theaterpublikum auf die Tragödie einzustimmen. Die herrische Geste des fortissimo gespielten C der Streicher und der folgende f-Moll-Knall klingen jedenfalls nicht nach Unterwerfung unter ein anderes Kunst-Genre. Dass dieses Werk als Konzertouvertüre bestehen konnte, hat es in den vergangenen mehr als 200 Jahren nachdrücklich bewiesen – so wie jetzt auch wieder in der „Beethoven-Akademie um 11“ des Beethoven Orchesters in der sehr gut besuchten Beethovenhalle. Unter der Leitung von Generalmusikdirektor Stefan Blunier zeigten sich die Musiker hellwach, trafen den heroischen Ton des Werkes auf nachdrückliche Weise, führten sozusagen ein Dramenkonzentrat auf.

Die Ouvertüre trägt die Opuszahl 62. Und mit den Opera 61 (Violinkonzert) und 60 (Sinfonie Nr. 4) standen außerdem die beiden unmittelbar vorausgehenden Katalognummern auf dem Programm, die beide allerdings weniger den „heroischen“ Beethoven der mittleren Phase repräsentieren wie etwa die fünfte Sinfonie op. 67 oder die Klaviersonate op. 57, die „Appassionata“. Als Solist für das Violinkonzert hatte man den jungen Geiger Erik Schumann verpflichtet, der mit seinen Brüdern Ken und Mark Schumann sowie mit der Bratschistin Liisa Randalu im derzeit sehr erfolgreichen Schumann Quartett spielt.

Auch vor dem Orchester macht der Quartett-Primarius eine blendende Figur. Sein Ton ist kraftvoll und flexibel, so dass auch die ruhig aufsteigenden Viertel des ersten Soloeinsatzes nach der langen Orchestereinleitung sehr präsent herüberkamen. Im Zusammenspiel mit dem Orchester gab es viele schöne Momente wie den Dialog mit den Fagotten in der Durchführung. Und in der virtuosen Kadenz am Ende des Satzes demonstrierte Schumann seine technische Fertigkeit im mehrstimmigen und polyphonen Spiel. Die lyrische Stimmung des zweiten Satzes war bei ihm ebenso gut aufgehoben wie der muntere Kehraus. Das Publikum erklatschte sich noch die innig gespielte Sarabande aus Bachs Partita in d-Moll.

Die vierte Sinfonie, in der Robert Schumann eine „griechisch schlanke Maid zwischen zwei Nordlandriesen“ sah, brachte das Orchester am Ende regelrecht zum Glühen. Dass sie beileibe kein Nebenwerk ist, war schon in der langsamen Einleitung deutlich. Die pulsierende Vitalität der Ecksätze kam in dem rasanten Spiel unter Bluniers anfeuernder Leitung auf mitreißende Weise zur Geltung. Man darf sich auf die Aufnahme der Sinfonie, die im Nachgang zum Konzert eingespielt werden sollte, freuen.

Im Anschluss an das Konzert stellte die Pianistin Susanne Kessel im Studio der Beethovenhalle acht weitere Stücke aus ihrem Projekt „250 Pieces for Beethoven“ vor, das zum 250. Geburtstag des Komponisten vollendet sein soll.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort