Martin Sasse Trio im Pantheon Casino Geschichten aus New York

BONN · Er solle doch von Amerika reden, war er gebeten worden. Dusko Goykovich tat das mit einem seligen Lächeln, erzählte von den Jazzern, die er im New York der 60er getroffen hatte, allen voran die Trompeterkollegen Miles Davis und Dizzy Gillespie.

 Gedämpfter Sound: Trompetenlegende Dusko Goykovich.

Gedämpfter Sound: Trompetenlegende Dusko Goykovich.

Foto: Kölsch

Und der vor 83 Jahren in Jugoslawien (heute Bosnien-Herzegowina) geborene Goykovich erzählte nicht nur davon, er tauchte auch musikalisch in diese Welt ein. Sein Konzert am Montagabend im Pantheon Casino war eine denkwürdige, atemberaubende Reise in jene Zeit, zu Miles, Dizzy & Co. Wobei Goykovich erstaunlich lässig agierte, ganz anders als Martin Sasse am Piano, der mit seinem brillanten Trio spielend das hohe Niveau hielt, das Goykovich vorlegte. Wie sich Sasse in die Stücke gleichsam hineinwühlte, das Tonmaterial wälzte, knetete, letztlich veredelte, stand im deutlichen Kontrast zur Coolness des Trompeters. Ein ungleich anmutender und doch sehr intensiver, fruchtbarer Dialog.

Goykovichs entrückt wirkendes, gedämpftes Spiel mit dem charakteristischen Miles-Sound wirkte wie ein kühles Gebläse im Hexenkessel dieses exzellenten Trios, in dem neben Sasse der hervorragende Henning Gailing am Bass und der begnadete niederländische Drummer Joost van Schaik für Feuer sorgten. Mit Standards wie der Ballade "There's no greater Love" und Blue Mitchels swingendem "I'll close my Eyes" brachten Goykovich und Co. das Casino in Stimmung. Der Trompeter gönnte sich ein Päuschen, derweil Sasses Trio mit dem herrlichen "Django" von John Lewis verzauberte und damit mehr als rechtfertigte, warum Thomas Kimmerle in keiner seiner Jazz-Staffeln im Casino bislang auf die Jungs verzichten wollte. Ihr Spiel ist ein Genuss.

Der ausgeruhte Goykovich setzte noch einen drauf. Seine "Ballad for Miles", seinen Lieblingstrompeter, bot alles, was man mit dieser Legende verbindet: der zarte, hohe, wie ein Strahl im Raum stehende Ton, die feine Modulation, die jähen Ausbrüche. Goykovich wechselte zum Bebop, Gillespie und Kenny Clarke, wo der Schlagzeuger van Schaik zeigen konnte, was er drauf hat, während Bassist Gailing in einer Nummer von Paul Chambers glänzte. Goykovich kam überdies zu Bossa und Samba und unterstrich damit die stilistische Vielseitigkeit, die ihm 2014 den "Echo" fürs Lebenswerk einbrachte. "Ich nix habe fertig - noch lange nicht! Keep swinging!", sagte er bei der Verleihung in der Kulturfabrik Kampnagel.

Nächstes Jazzkonzert im Casino: 15. März, 20 Uhr: Ohad Talmor, Axel Fischbacher, Martin Gjakonovski und Adam Nussbaum. Karten in den Bonnticket-Shops der GA-Geschäftsstellen.

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