Prix-Pantheon-Sonderpreis Geistreicher Pfau

bonn · Roger Willemsen hat sich im Bonner Pantheon wortreich für den Prix-Sonderpreis bedankt.

"Ich werde ausführlich von meinem Rederecht Gebrauch machen", kündigt er an, und ganz gewiss ist die mimische Melange dazu beabsichtigt und gezielt eingesetzt. Sie changiert zwischen Drohung und Verheißung. Doch dabei lässt er es natürlich nicht bewenden. Das Publikum solle "illuminiert, entzündet und bewegt" nach Hause gehen. Tja, so ist das.

Roger Willemsen besitzt viele Talente, Understatement zählt bekanntlich nicht dazu. Auch im Pantheon meint man, Pfauenfedern aus seinem Rücken sprießen zu sehen, aber das ist unerheblich. Es kommt nämlich dann doch, wie es eben meistens kommt, wenn man diesem klugen, universal gebildeten und rhetorisch glänzenden Mann wieder einmal 90 Minuten lang zugehört hat.

Er gibt intellektuelle Anstöße, bezieht eindeutig Position und schafft es mühelos, Ungemütliches mit Heiterem zu arrangieren. Nachdem ihm Rainer Pause den Prix Pantheon Sonderpreis "Geben und Nehmen" überreicht hat, beginnt Willemsen seine anderthalbstündige, selbstverständlich frei gehaltene "Dankesrede".

Kern seiner Ausführungen unter dem Titel "Der leidenschaftliche Zeitgenosse" ist die Empathie, für Willemsen ein "Grundnahrungsmittel". Es geht um Modelle einer idealen Gesellschaft, die er persönlich 1987 nach seinem Umzug ins Londoner East End kennengelernt habe: "Da lebten 40 Nationen und keine einzige war stark genug, um eine andere zu unterdrücken."

Es geht um die Freiheit der Kunst, um den Schutz von Minderheiten. Und es geht immer wieder um Afghanistan, dieses faszinierende Land voller Möglichkeiten, Chaos und Hoffnung.

Willemsen, der am Montagabend sein Buch "Momentum" auf Einladung des Literaturhauses Bonn in der Bundeskunsthalle vorstellte, erntete auch Applaus für seine klaren Worte zur Promi-PR der "Bild".

Es sei für ihn unbegreiflich, wie "deutsche Prominente von Richard von Weizsäcker über Sabine Christiansen bis Marius Müller-Westernhagen nichts Eiligeres zu tun haben, als in den Werbearsch dieser Zeitung zu kriechen. In England würdest du keine Kate Moss, keinen Robbie Williams oder sonst wen dazu bringen, für die ,Sun' zu werben."

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