Jan Delay auf dem Bonner Kunst!Rasen Garant für gute Laune

Bonn · Der Dauerregen endete am Samstag auf dem Bonner KunstRasen gleichzeitig mit den ersten Tönen von „Lieblingsmensch“-Sängerin Namika. Dann lud Jan Delay zur Schlammparty ein.

 Jan Delay auf dem KunstRasen Bonn

Jan Delay auf dem KunstRasen Bonn

Foto: Thomas Kölsch

Ja, das geht ab. „Wo ist die Party?“, fragt Jan Delay und gibt sich die Antwort gleich selbst. „Hier ist die Party!“ Recht hat er. Hier, das ist der KunstRasen, den man noch am Nachmittag nicht gerade als Ort zum Feiern im Kopf hatte. Doch der Dauerregen endete gleichzeitig mit den ersten Tönen von „Lieblingsmensch“-Sängerin Namika – und die zurückbleibende Matschlandschaft stellt für ein feierwütiges und Open-Air-erprobtes Publikum, das wahlweise barfuß oder mit Gummistiefeln das Gelände in Beschlag genommen hat, kein Problem dar. Knapp 6500 Menschen sind trotz der Wetterkapriolen gekommen und geben jetzt, nachdem der charmante Soul-durchtränkte HipHop Namikas sie bereits erfolgreich in Stimmung versetzt hat, unter Jan Delays Kommando so richtig Gas.

Der 40-Jährige, der sich einmal mehr als grandioser Entertainer erweist und das Publikum immer wieder aufs Neue mitzureißen versteht, begeistert mit bewährtem Gute-Laune-Groove, Funk und Reggae. Also alles bestens. Zumindest so lange nicht versucht wird zu rocken.

Obwohl Jan Delay ein musikalisches Chamäleon ist, das sich in nahezu jedem Genre wohlzufühlen scheint, sind seine ersten Versuche im Rock euphemistisch gesagt nicht sonderlich geglückt. Riffs aus dem Baukasten, stumpf stampfende Beats und der scheiternde Versuch einer Rage-Against-The-Machine-Reminiszenz machen etwa „Fick“ zu einem Titel, für den es gar nicht genug Schlamm geben kann, um sich Augen und Ohren zuzukleistern. „Yeah, ich nehm' kleinen Schluck Volvic / und gebe 'n dreifachen goldenen Vollfick“ – echt jetzt? Und das ausgerechnet von einem Sänger, der sowohl mit den Beginnern als auch als Solist zahlreiche intelligente, sozialkritische Texte geschrieben hat und eigentlich die deutsche Sprache ebenso gut beherrscht wie das Spiel mit den Rhythmen? Was für ein Tiefpunkt. Zum Glück einer von lediglich zwei (der andere ist das entsetzlich fade „Hertz 4“). Dazwischen besinnt Jan Delay sich auf seine Tugenden, fährt vom Bahnhof Soul unter Volldampf zur Disco Number Bonn, macht noch einen kleinen Umweg über Jamaika, um ein paar Reggae-Nummern einzusammeln, und lässt am Ende selbst den guten alten „Jonny“ tanzen. So muss das sein. Wippende Hip-Hop-Hände statt winkender Mittelfinger, und schon ist Jan Delay ein Garant für Sonne im Herzen und am Himmel.

Jan Delay und Namika auf dem Kunst!Rasen
120 Bilder

Jan Delay und Namika auf dem Kunst!Rasen

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Mit diesem Konzert (ebenso wie mit dem Auftritt von Sido am Tag zuvor) zeigt sich der KunstRasen stimmungstechnisch von seiner besten Seite. Das würdigte auch Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan, der die Open-Air-Saison kurz nach 18 Uhr offiziell eröffnete und den Einsatz der Veranstalter für die Kulturlandschaft in Bonn und der Region ausdrücklich lobte. Bleibt nur zu hoffen, dass es genau so jetzt auch weitergeht. Mit mehr guter Laune. Aber vielleicht dann doch mit etwas weniger Schlamm.

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