August Macke Haus Finanzierung für den Erweiterungsbau steht

BONN · Ist doch herrlich, wenn man nichts bezahlen muss und doch dabei ist", frotzelte Bernd Neumann, Bundesbeauftragter für Kultur und Medien. Und der unsanft Angesprochene, Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, retournierte schlagfertig und stolz: "Unsere Tochter, die Sparkasse, gab ihr Bestes."

Der Ort des verbalen Schlagabtauschs, August Mackes Atelier unterm Dach, war gut gefüllt, der Anlass gleichermaßen ernst wie freudig. Neumann als Vertreter des Bundes, NRW-Kulturstaatssekretär Bernd Neuendorf und der Bonner Stadtkämmerer Ludger Sander, stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung August Macke Haus, unterzeichneten gestern die Finanzierungsvereinbarung für den Erweiterungsbau des August Macke Hauses.

Die Zusage über insgesamt 6,5 Millionen Euro ist fast gleichbedeutend mit dem Startschuss zum Neubau. Helmut Laufer, Geschäftsführer der ProBonnum und neben der Macke-Stiftung Bauherr, kann nun die Pläne des Architekten Karl-Heinz Schommer einreichen. Die Zeit drängt: Zu August Mackes Todestag - der Maler fiel 27-jährig wenige Wochen nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs am 24. September 1914 - soll Richtfest gefeiert werden. Ende 2015 oder Anfang 2016 ist die Eröffnung geplant.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle, der Neumann mit Blick aus dem Atelierfenster Richtung Marienkirche (ein Motiv Mackes) erklärte, "dort hinter der Häuserzeile, in der Heerstraße, bin ich aufgewachsen", hielt sich beim Festakt bescheiden zurück.

Dabei geht die Initiative für ein Engagement des Bundes auf ihn zurück: Er organisierte nicht nur 500.000 Euro für die Sanierung und den Umbau von August Mackes Wohnhaus im vergangenen Jahr, sondern machte sich auch für einen Zuschuss in Höhe von 3,5 Millionen Euro für den Erweiterungsbau stark. Damit trägt der Bund den Löwenanteil zu dem Projekt bei. Das Land Nordrhein-Westfalen stellt 1,5 Millionen Euro zur Verfügung, die Stiftung August Macke Haus der Sparkasse in Bonn ist mit 700.000 Euro dabei, die NRW-Stiftung schießt 400 000 Euro zu und der Landschaftsverband Rheinland ebenfalls 400.000 Euro.

Dass sich der Bund an dem Projekt beteilige, sei nicht selbstverständlich, sagte Neumann, "denn Kultur ist Ländersache". "Der Bund beteiligt sich, wenn etwas von nationaler Bedeutung ist - er kann sich beteiligen, muss aber nicht", erklärte er. Den Ausschlag habe gegeben, dass es sich bei Macke um einen herausragenden Maler des Expressionismus handelte, sein Haus Ort bedeutender Begegnungen war und das heutige August Macke Haus - "ein Juwel in der Bonner Museumslandschaft" - ein überregionales Renommee habe. Den Ausschlag habe aber letztlich Westerwelles Initiative gegeben.

Der Bundeskulturminister ließ es sich in diesem Rahmen und in Anwesenheit von Ulrich Kelber (SPD) und Werner Hümmrich (FDP) natürlich nicht nehmen, auf den üppigen Beitrag des Bundes für Bonn hinzuweisen: Deutsche Welle, Bundeskunsthalle, Haus der Geschichte, Beethoven-Haus und Adenauerhaus werden maßgeblich aus seinem Etat gefördert (siehe unten). Und dann seien ja noch die 39 Millionen Euro für den Betrieb des Beethoven-Festspielhauses. "Es gibt die Bereitschaft, 39 Millionen zu geben", sagte er mit Blick auf Nimptsch, "die Zusage steht".

Neumann, ließ sich von der Direktorin des Macke Hauses, Klara Drenker-Nagels, durch das Museum führen und die Pläne des Erweiterungsbaus erklären. Schon der Aufstieg ins Atelier durch das enge Treppenhaus machte das Grundproblem der Institution physisch erlebbar: Das Macke Haus platzt aus allen Nähten. Im Atelier seien entscheidende Werke Mackes entstanden, sagte Drenker-Nagels, "das Atelier war auch Dreh- und Angelpunkt von Mackes kulturpolitischen Aktivitäten".

Akute Platznot und die Notwendigkeit, sich als Museum besser präsentieren zu können und internationalen Standards zu genügen, führten vor über zehn Jahren zu ersten Überlegungen zu einen Erweiterungsbau. Der soll Raum für Wechselausstellungen und Veranstaltungen, Büros und Depotflächen, Gastronomie und Museumspädagogik bieten, während das eigentliche klassizistische August Macke Haus sich auf die Biografie des Malers konzentriert.

Schommers Entwurf berücksichtigt alle gewünschten Funktionen, erschließt darüber hinaus den Altbau barrierefrei mit einem Aufzug, schafft schließlich eine Ruhezone, indem er den erweiterten Macke-Garten mit einer zwölf Meter hohen Glaswand vom Lärm des Hochstadenrings abschirmt. "Der Garten war Macke besonders wichtig", sagte Schommer, "hier hat er oft gemalt - ich will den Zustand der Ruhe, die damals höchstens von einem Pferdefuhrwerk gestört wurde, wieder zurückholen." Die letzte bauliche Hürde, das Dachgeschoss mit einem Pavillon und einer großen Terrasse für Festivitäten oder museumspädagogische Aktionen, das den Widerstand eines Anwohners provoziert hatte, sei, so Projektleiter Laufer, überwunden. Man habe sich vertraglich geeinigt.

"Es ist ein großer Tag für einen Architekten", bejubelte Schommer gemeinsam mit Mackes Enkel Til die nun geglückte Finanzierung, fühlte sich in seiner Begeisterung an den Zuschlag an sein Büro für den Umbau des Hauptsitzes des Paralympischen Komitees und die Bebauung des Bonner Bogens erinnert. Neumann versicherte er: "Alle unsere Projekte waren in time und in cost", entstanden im angepeilten Zeit- und Kostenrahmen. Der Staatsminister nahm's mit Wohlwollen auf.

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