Bonner Opernhaus Familienkonzert und "Karneval einmal klassisch"

BONN · Ganz besonders jecke Töne gab es beim Familienkonzert des Beethoven Orchesters und "Karneval einmal klassisch" im Bonner Opernhaus zu hören.

 Wilder Tanz: Karnevalskonzert für die ganze Familie in der Beethovenhalle.

Wilder Tanz: Karnevalskonzert für die ganze Familie in der Beethovenhalle.

Foto: Bobbys Klassik

Familienkonzert

Fast schon eine Familienangelegenheit war das dritte Familienkonzert: der Onkel am Pult, Nichte und Neffe ebenfalls auf dem Podium oder irgendwo im Publikum, durch das sich die Geschwister Tanja und Andreas Simma zu Anfang des Konzertes mittels einer halsbrecherischen Kletterpartie quer durch den Zuschauerraum der Oper den Weg bahnten.

Dort wartete schon ihr Onkel Guntram Simma auf sie, der den Taktstock beim Beethoven Orchester führte. Zusammen zeichneten die drei Simmas für ein ebenso kurzweiliges wie vergnügliches Karnevalskonzert verantwortlich, dem viele Jecken aber augenscheinlich den "richtigen" Karneval vorzogen. In der Oper blieb jedenfalls beim Vormittagstermin so mancher Platz frei.

An der musikalischen Seite kann das jedenfalls nicht gelegen haben, das Beethoven Orchester zeigte sich von seiner besten Seite und folgte Simmas routiniertem Dirigat geflissentlich, bei verschiedenen Stücken der Strauß-Dynastie ebenso wie bei der leichten Muse, etwa von Leroy Anderson oder Francis Poulenc.

Die Mischung, die man beim Familienkonzert präsentierte, war ziemlich bunt. Statt musikalisch oder pädagogisch wertvoll allzu sehr in die Tiefe zu gehen, setzte man auf abwechslungsreiches Vergnügen und musikalische Späße, ließ - von Guntram Simma launig moderiert - Kinder Tierlaute passgenau in die Musik einfügen oder band gleich das ganze Publikum ein.

Nicht zuletzt die beiden Clowns, die zu Strauß' Musik auf einen Amboss einhämmerten, nach etlichen brüllend komischen Versuchen endlich das mehrfach angekündigte "Summertime" zu Stande brachten oder - gar nicht so übel - auf einer singenden Säge musizierten, sorgten hier für allerlei Kurzweil.

Höhepunkt des Konzertes war dann der Besuch des Bonner Kinderprinzenpaares Pascal II. und Louisa I., die mit großem Gefolge und den "Bönnschen Pänz" im Schlepptau einzogen, passend zu Klängen nach Verdis Aida. Zusammen wurde dann das von Volker Kriegsmann komponierte Bonnleedche gesungen. Ein passender Abschluss für ein rundum vergnügliches Karnevals-Familienkonzert. Guido Krawinkel

"Karneval einmal klassisch"

Auf den ersten Blick könnte man beim Titel von Burkhard Sondermeiers Konzertreihe "Karneval einmal klassisch" auf den Gedanken kommen, es würde sich hierbei um eine todernste Angelegenheit handeln. Da er aber mit dem diesjährigen Programm "Et Amürchen em Fasteleer" bereits sein Opus 12 präsentiert, waren wahrscheinlich die meisten Besucher in der Oper Bonn "vorgewarnt".

Der Ur-Kölner Sondermeier spürt in seinen Programmen dem historischen Karneval nach und verlässt dabei auch gerne mal das Rheinland. Musikalisch begleitet wird er dabei sehr versiert von seiner bunt gemischten Camerata Carnaval, bestehend aus zwei Violinen, Kontrabass, Klarinette, Akkordeon und Gitarre, ergänzt durch "Krachmacherinstrumente".

In diesem Jahr ging es also um "Die Liebe in den Zeiten des Karnevals" - wobei Liebe in dem Fall natürlich ein großer Begriff ist, wie Sondermeier in seiner Einführung erläuterte. Kurzweilig und mit viel Spaß schlug er von seinem Ohrensessel aus (also in bester Erzählermanier) den Bogen vom brasilianischen Karneval (Darius Milhaud) über den schmerzlich vermissten Karneval im besetzten Belgien 1915 über Frankreich hin zu den kölschen Karnevals-Klassikern von Jupp Schmitz oder Willi Ostermann.

Dabei hielt Sondermeier auch für die Klassik-Fans so einige Überraschungen bereit: dass Offenbachs berühmter Can-Can den Untertitel "Karneval in der Hölle" trägt, liegt einigermaßen auf der Hand, aber dass sich auch in Wagners Oeuvre Karnevalsmusik finden lässt, ist wohl den wenigsten bekannt.

In Eigenkompositionen Sondermeiers ging es jedoch auch um aktuelle Themen wie die ständige U-Bahn-Problematik in Köln oder auch das Verschwinden urkölscher Institutionen. Highlight für jeden gebürtigen Rheinländer waren seine Verzellcher, bei denen einem das Herz aufgehen konnte - bei kaum einer Karnevalssitzung ist heutzutage noch so viel Kölner Dialekt zu hören! Verena Düren

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