Es geht darum, Jagd auf die Liebe zu machen

Collegium Cantandi probt seit April für die Aufführung von Carl Orffs Carmina Burana in Bonn - Vor 23 Jahren gegründet - Immer auf der Suche nach guten Stimmen, vor allem Tenören

Pützchen/Bonn. Bei "Tempus est iocundum" aus den Carmina Burana "muss es knallen. Das machen wir noch mal!" ruft Heinz Walter Florin (38) vom Klavier aus. Während die fünf Bassstimmen "Ho-Ho-Ho" singen, springt der Dirigent vom Klaviersessel auf, reißt die Faust in die Luft. Chormitglied Werner Löffler erklärt: "Gleich singt er O virgines! Es geht darum, die Frühlingszeit zu nutzen und Jagd auf die Liebe zu machen." Was denjenigen, die gerade draußen vor dem katholischen Pfarrheim vorbeigehen, eindrucksvoll zu Ohren kommt.

Seit Anfang April probt das "Collegium Cantandi" (auf Deutsch: die singende Gemeinschaft) Carl Orffs mittelalterlich inspiriertes Stückessammlung. Nach Stimmlagen geordnet sitzen Bässe, Tenöre, Altstimmen und Soprane im Pfarrheim. Meist hochkonzentriert, haben sie Notenhefte in der Hand und Wasserflaschen zu Füßen. Manche sind schon seit über 10 Jahren dabei. "Und wir sind immer auf der Suche nach guten, neuen Stimmen, vor allem Tenören", sagt Chormitglied Bernhard Roth (40).

Gegründet wurde das Ensemble bereits vor 23 Jahren. Allerdings nicht als Kammerchor, der es heute ist, sondern als Jugendchor. Damals konnte der Kirchenmusiker Peter Jurgilewitsch sieben Jungen und Mädchen um sich versammeln. Im Jahr 1998 hat Heinz Walter Florin die Leitung des Chores übernommen, der mittlerweile auf 26 Mitglieder angewachsen ist: Ingenieure sind dabei, Ärzte und Azubis, das jüngste Mitglied ist Anfang 20, das älteste Ende 50.

Nicht nur die Altersspanne ist weit, sondern auch das Repertoire der Gruppe: Es reicht vom religiösen Kreuzweg bis hin zu Beethovens 9. Sinfonie oder Stimmungsmusik von den "Bläck Fööss". Fernsehauftritte hat die Gemeinschaft schon hinter sich, und Auftritte vor 2300 Besuchern in der ausverkauften Philharmonie. Da muss natürlich auch zu Hause geprobt werden.

Besonders zurzeit, so Chormitglied Marita Heinrich (46): "Denn die Carmina Burana sind für Soprane und Altstimmen unglaublich hoch". Aus diesem Grund hat Florin regelmäßige Stimmbildung und Seminarreisen auf den Probenplan gesetzt. Selbst ein Dirigentensohn, der Klavier im Rundfunkorchester spielt und komponiert, verlangt Florin seinem Chor so einiges ab: Emotionen sollen sie umsetzen, Schauspieltalent ist gefragt.

"Das Publikum muss ergriffen sein, sonst geh ich gar nicht erst auf die Bühne", sagt er. Dementsprechend genau sind die Anweisungen des Dirigenten: Dass die Damen "sirenenhaft singen", Töne gesummt werden und "offen" intoniert. Textforschung gehört auch dazu. Wenn in Orffs Liebeshof die Soprane jubilieren "min geselle chumet niet" (mein Mann kommt nicht), ist das schließlich Mittelhochdeutsch. "Wir haben einen Philologen angerufen, damit er uns sagt, wie man manche Worte richtig ausspricht", gibt Florin zu und lächelt schelmisch.

Zusammen mit Solisten, einem Schlagzeugensemble und dem Porzer Männerchor führt das "Collegium Catandi" die Carmina Burana am Montag, 28. Juli, ab 19 Uhr im Volksbankhaus, Heinemann-Straße 15, auf. Karten kosten zwischen 10 und 17 Euro und können unter 0228/42 00 84 bestellt werden.

Stimmtalente können donnerstags zwischen 20 und 22 Uhr bei den Proben im katholischen Pfarrheim, Adelheidisplatz 13, vorbeikommen.

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