Bundeskunsthalle in Bonn Ensemble Resonanz mit einem Werk von Helmut Oehring

BONN · Neue Musik ist nicht gerade ein Publikumsrenner. Zu schwer, zu schräg, zu elitär lauten immer noch die üblichen Vorurteile gegenüber dieser Gattung, die nicht selten - wie im Übrigen auch die Alte Musik - in den Händen weniger Spezialensembles und eines bereits initiierten Publikums ein Nischendasein fristet.

 Stehend: Das Ensemble Resonanz.

Stehend: Das Ensemble Resonanz.

Foto: Barbara Frommann

Was dagegen oft unterbelichtet bleibt, ist die Tatsache, dass auch Neue Musik eine sinnliche Seite haben und man auch sie einfach nur genießen kann, statt zwanghaft nach bedeutungsschwangeren Subtexten suchen zu müssen oder für den uneingeschränkten Genuss derselben mindestens die gesammelten Werke des Musiktheoretikers Theodor W. Adorno gelesen haben sollte.

Dass auch beides geht, zeigte das Werk GOYA III für 18 Streichinstrumente des Komponisten Helmut Oehring, das in der Bundeskunsthalle durch das Ensemble Resonanz aufgeführt wurde, mehr als überzeugend.

Die Subebene dieses siebensätzigen Werkes beschäftigt sich, wie der Titel schon nahelegt, mit dem Leben und Werk Francisco Goyas und fasst dieses in höchst dichter und intensiver Weise zu einem fesselnden Werk zusammen, das man trotz allen inhaltlichen Überbaus auch intuitiv erfassen kann - und sollte.

Denn das ist ein Kunststück, das nicht jedem Werk der Neuen Musik gelingt: Oehrings GOYA III ist mehr als nur die musikalische Quintessenz eines Künstlerlebens, sondern auch ein ungemein sinnliches, fesselndes und durchweg packendes Werk, in dem der Komponist das Streicherensemble mit ebenso faszinierenden wie fordernden Klängen bedenkt.

Die Interpretation durch das Ensemble Resonanz ließ nicht das Geringste zu wünschen übrig: Man spielte nicht nur im Stehen, sondern auch auf Zehenspitzen, mit kolossaler Spannung und Konzentration. Ein Ereignis.

Oehrings Werk bezieht sich als Auftragskomposition des Beethovenfestes und der Alten Oper Frankfurt explizit auf das Streichquartett op. 131 von Ludwig van Beethoven. Das gab es nach der Pause zu hören, allerdings nicht im Original, sondern in einer für diesen Anlass naheliegenden Fassung für Streicherensemble.

Auch wenn die Ursprungsfassung im Ernstfall die bessere Wahl sein dürfte, aufschlussreich war es in jedem Fall, das extravagante Werk in orchestralem Gewand zu hören. Allerdings geriet so manches doch arg "molto pastoso", so dass man sich trotz des überragenden Ensembleklangs des Ensembles Resonanz doch ein wenig nach dem Original sehnte.

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