"Giraffentheater" Ensemble Jugendclub spielt in der Werkstatt

Bonn · Das Stück „Giraffentheater“ blickt in seiner Inszenierung auf die Probleme und vielen Facetten des Erwachsenwerdens. Die jungen Schauspieler haben das Stück selbst geschrieben und enden mit spannender Aussage.

Das Ensemble Jugendclub schlüpfte während des Stücks auch in die verschiedenen Tierrollen.

Das Ensemble Jugendclub schlüpfte während des Stücks auch in die verschiedenen Tierrollen.

Foto: Thilo Beu

Menschen können sich problemlos unterhalten, ohne zuvor lange darüber nachgedacht zu haben. „Doch was unterscheidet uns dann noch von den Affen, die tauschen genauso einfach bloß Laute aus?“, fragt eine Schauspielerin in dem Stück „Giraffentheater“.

Gemeinsam mit Regisseurin Nadine Schwitter haben zehn Jugendliche ein Theaterstück entwickelt und präsentierten dies in Form einer filmisch-theatralen Exkursion in der Werkstatt. Ihr Publikum nahmen sie mit in einen imaginären Zoologischen Garten. Die Klassenkameraden schlendern also durch den Zoo, aber sie sind vielmehr mit ihren alltäglichen Problemen des Erwachsenwerdens beschäftigt. Wie in jeder Jahrgangsstufe gibt es den coolen Typen, auf den die Mädels stehen und natürlich viel Drama und Tuschelei.

Die Erzählweise macht das Stück aus

Das Besondere an diesem Stück ist seine Erzählweise. Auslöser für die meisten Klassengespräche ist die Beziehung zwischen Erna und Tom. Die beiden – da sind sich eigentlich alle einig – sind wie eine moderne Form von Romeo und Julia oder eben „wie ein altes Ehepaar“. Doch dann entfernt sich Tom von Erna, sie wird eifersüchtig, weiß sich nicht anders zu helfen und sitzt plötzlich im Gehege bei den Affen. Das Stück erzählt die Geschehnisse stets aus der Sicht der unterschiedlichen Schüler.

Dabei wechseln sie untereinander die Rollen. Die Schauspielerin und Regisseurin Nadine Schwitter erklärt: „Ich wollte keine Hauptrolle und so konnte jeder von ihnen einen eigenen Part präsentieren.“ In dem Stück geht es um Freundschaft, Feindschaft, das erste Verlieben und Bindungen, die schneller brechen, als den Schülern oftmals lieb ist. Den Inhalt hat Schwitter gemeinsam mit den 15- bis 18-Jährigen entwickelt.

Rollen und Text selbst entwickelt

„Es gab viele Improvisationen im Vorfeld, wir haben gemeinsam Monologe geschrieben und sind in unterschiedliche Tierrollen geschlüpft“, so Schwitter. Für die 36-Jährige war dabei besonders beeindruckend, wie professionell die Jugendlichen mitgearbeitet haben. So haben die zehn Schauspieler ihre Rollen selbst entwickelt, sich über ihre Namen und ihr Aussehen Gedanken gemacht und dies umgesetzt.

Im „Giraffentheater“ erzählen sie dann die Erlebnisse aus dem Zoo in einer Art Verhör. Anders als in den gespielten Rollen wird deutlich, wie gut das Ensemble Jugendclub zusammengewachsen ist. Mit einer überzeugenden Darstellung gaben sie Einblick in eine Welt, die viele nach der eigenen Pubertät ganz schnell wieder vergessen haben. „Und doch ist alles nur temporär, ganz egal wie abgefuckt“, formuliert eine von ihnen drastisch, aber so überzeugend, dass der Abend sein Publikum mit einem nachdenklichen Gefühl in den Abend entlässt.

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