Kommt ihr kraftvoller wie zärtlicher Gesang, so hat man eine Künstlerin von umwerfender Ausstrahlung vor sich. "Nuovo canzoniere italiano" nennt sich das Genre, das Galeazzi perfekt beherrscht - mit berührender Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit. Im Arithmeum verzauberte sie das Publikum vom ersten Lied an. Es handelte von einem Emigrantenschicksal, verströmte verhaltene Melancholie und Trauer. Galeazzi fing das mit innigem Gesang ein.

Unter "Nuovo canzoniere italiano" versteht man Lieder, die vom Leben einfacher Leute handeln, eine Art "italian blues" im Gewand von Tarantella, Saltarello oder Wiegenlied. Galeazzi, wahlweise auf Gitarre oder Chitarra begleitet von dem glänzend aufspielenden Davide Polizotto, sang sich die Seele aus dem Leib, als es um eine Liebe in Sizilien geht, klagte über die Flüchtigkeit der Liebe, trauerte um einen engen Freund, der dem Bombenanschlag auf den Hauptbahnhof in Bologna zum Opfer fiel, wünschte sich mit duftigem Singen ein "Haus voller Poesie", bot schier unglaublich artistische Lautmalerei. Zwischendurch moderierte sie auf hinreißend turbulente Weise. Dann wieder beklagte sie das Verschwinden von Volksmusik.

Es wäre in der Tat jammerschade, wenn das Lied von der Jungfrau Maria vergessen würde, die auf einer Polizeistation keinen Ausweis vorzeigen konnte. Das Konzert kann man nachhören am Montag, 7. Februar, um 20.05 Uhr auf WDR3.