Schröder-Ensemble an der Lotharstraße Eine Villa für die Kunst

Bonn · Am Sonntag wird das Galeriehaus von Uwe Schröder an der Lotharstraße eröffnet. Wie immer lohnt bei Schröder der Blick auf die verwendeten Materialien.

 Kontraste im neuen Galeriehaus: Grauer Mendiger Basalt am Sockelgeschoss, honiggelbe Tuff-Optik am Ausstellungstrakt.

Kontraste im neuen Galeriehaus: Grauer Mendiger Basalt am Sockelgeschoss, honiggelbe Tuff-Optik am Ausstellungstrakt.

Foto: Jaschke

Das Schröder-Ensemble an der Lotharstraße ist komplett: Nun stehen in Sichtweite zum 1994 gebauten "Haus Clement" am Hang und dem getreppten "Haus 108" von 2007 zwei weitere Bauten des Bonner Architekten Uwe Schröder, das Galeriehaus von Clement & Schneider sowie gegenüber das Atelierhaus. Am Sonntag werden die neuen Bauten mit einem ganztägigen Fest eröffnet. Zwei Jahrzehnte liegen zwischen dem ältesten und jüngsten Bau - erkennbar ist eine gemeinsame, unverwechselbare Sprache, die sich in der klaren Struktur, im Kubischen, in einer gewissen Strenge und einem Hang zum erlesenen Material manifestiert, das sich unaufdringlich in den Bau einfügt. Ganz eng verwandt ist das villenartige "Haus Clement" mit dem neuen Galeriehaus, das aus einem zweigeschossigen Ausstellungskubus und einem breitgelagerten Sockel-Bau besteht, hinter dem sich ein Atrium befindet, um das sich Büroräume und die eigene Bibliothek gruppieren.

Wie in seinen übrigen Bonner Bauten - Cöllenhof in Endenich, Prager Höfe in Auerberg und Rom.Hof in Dransdorf - verrät Schröder auch an der Lotharstraße seine Liebe zum mediterranen Villenbau, zur Renaissance, zu Architekturen im Veneto oder in Rom. Es ist eine Baukunst, die mit Symmetrien und aufeinander bezogenen Räumen, mit Höfen und Atrien arbeitet. Die Abfolge von Räumen wird zelebriert, und fein proportioniert führen sie eine Art architektonisches Theater auf: mit Blickachsen, einem Spiel mit Dunkel- und Licht-Stimmungen.

Der Besucher läuft links am neuen, dreistöckigen Atelierhaus vorbei über einen Hof, der sich als großzügiger Veranstaltungsort anbietet, direkt auf die basaltgraue Wand zu, die durch einen relativ schmalen Schlitz Einlass in den Galeriebau erlaubt. So verschlossen das Äußere anmutet, so offen, hell und vielseitig präsentiert sich das Innere: Ein Atrium mit Tischen und Stühlen, Glasfronten, hinter denen sich die Büroräume befinden. Zwei durch LED-Lichtdecken taghell erleuchtete, jeweils 40 Quadratmeter große Ausstellungskabinette für Malerei, Grafik und Skulpturen mittleren Formats öffnen sich. Dazwischen die Treppe ins Obergeschoss, das viel höher ist (6,80 Meter). Je ein 40 Quadratmeter großer Raum gehen vom Treppenhaus ab, das durch große Fenster natürliches Licht hereinlässt, ansonsten durch LED-Lichtdecken erhellt wird. Die Beleuchtungssituation erscheint perfekt, sowohl für Gemälde wie für Installationen und Plastik.

Honiggelb, verputzt mit handgemischten Tuff-Zuschlägen, erhebt sich der Galeriebau, die Fenster sind mit hellem Holz gerahmt, Attika und Sohlbänke sind aus Weiberner Tuff. Der Kontrast dazu: Aus grauem Mendiger Basalt, der wie der Tuff aus der Eifel stammt, besteht der quer gelagerte Gebäudesockel. Mit dunklem Parkett aus geräucherter Eiche im Erdgeschoss, dem grauschwarzen Terrazzo und den dunklen Handläufen im Treppenhaus, führt Schröder das Farbklima im Inneren fort. Im Obergeschoss dominieren hingegen hellere Töne: Böden und die hohen Wandsockel sind aus geölter Eiche.

"Die Architektur bindet Kunst ohne an sie gebunden zu sein, reziproke gilt gleiches für die Kunst", meint Schröder, "treten beide mit gegenseitiger Bindung auf, entsteht im besten Fall eine Raumintensivierung, zu der die eine wie die andere - auf sich selbst gestellt - nicht in der Lage wäre." Am Sonntag wird sich zeigen, ob Schröders fein durchdachte, poetische Raumphilosophie funktioniert. Viele Besucher werden erwartet zu einem Tag voller Kunst und Debatten, mit staunenden Erwachsenen und spielenden und zaubernden Kindern.

Das im Auftrag der Wohnungsbaugesellschaft Miwo errichtete Ensemble beherbergt nämlich nicht nur die Galerie von Schröders Schwester Gisela Clement und Michael Schneider, die bislang nebenan die 2010 gegründete kunstgaleriebonn für konzeptionelle und analytische Kunst führten, sondern auch die Kinderkunstschule von Birgit Schröder, einer weiteren Schwester. Fast ein Familienunternehmen.

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