Ein neues Netzwerk für die Szene der Region

Im Kulturzentrum Wachsfabrik in Rodenkirchen soll ein Produktions- und Kommunikationszentrum entstehen und seine Wirkung auch über den Köln-Bonner Raum hinaus entfalten

Köln/Bonn. "Barnes Crossing" bedeutet eine menschenfreundliche Ampelschaltung, die der Amerikaner Henry Barnes um 1940 in New York zum ersten Mal ausprobierte. Beim Barnes Crossing stehen alle Ampeln für die Fußgänger auf Grün, die eine Kreuzung so auch diagonal überqueren können.

Barnes Crossings gibt es in einigen Metropolen zwischen Chicago, Tokio und Köln; die Menschenströme entfalten dort faszinierende Bewegungsmuster und eine fast tänzerische Energie, weshalb sie oft auch "Barnes Dance" genannt werden. Das neue, von fünf Kölner Choreographinnen gegründete Netzwerk "Barnes Crossing" möchte nun die Ampeln für die freie Tanzszene zwischen Köln und Bonn auf Grün stellen.

Nach der Auflösung der Kölner Tanz Agentur soll im Kulturzentrum Wachsfabrik in Rodenkirchen ein Produktions- und Kommunikationszentrum entstehen und in den nächsten Jahren seine Wirkung auch über den Köln-Bonner Raum hinaus entfalten. Grünes Licht dafür gegeben haben schon die diversen Förder-Institutionen des Landes.

Mit dem kleinen Festival "Achtung Tanztrieb!" machte das Projekt Anfang September schon in der Kölner Alten Feuerwache auf sich aufmerksam und war am Wochenende auch zu Gast bei seinem Bonner Partner, dem Theater im Ballsaal. "Tanztrieb" zeigt in Short-Cuts ganz unterschiedliche Triebwerke aus dem Schaffen der Choreographinnen.

Alle fünf präsentieren am Anfang kurz und pfiffig das Funktionieren des Barnes Dance. In ihrem 2003 für den Kölner Tanzpreis nominierten witzig-hintergründigen Solo "Durchleuchtet" ironisiert Barbara Fuchs den Körper der Tänzerin als Ware: Ein Produkt, das sich nach einer technischen Gebrauchsanweisung in Bewegung setzt.

Suna Göncü, die mit ihrem Ensemble YOLtanz schon öfter in Bonn zu sehen war, widmet sich in zwei Solos aus ihrer Produktion "Kalligrafia" dem Zusammenspiel von Körper und Schrift. Gerda König, wegen ihrer Arbeit mit körperlich behinderten und nicht-behinderten Tänzern international bekannt, beschäftigt sich in "skinbetween" mit der Haut, dem größten menschlichen Sinnesorgan.

Ilona Pászthy, 2003 mit dem Kölner Tanzpreis für ihre Produktion "TAUSNDherz" in der Deutzer Brücke ausgezeichnet, geht in "Hautsache" zusammen mit einer Tänzerin und einem Schauspieler unter die Haut der persönlichen Identität, lässt ihre Figuren als Körpermasken in einem flexiblen weißen Raumobjekt verschwinden und schickt sie in einen kraftvollen Kampf um ihre Selbstbehauptung.

Die Amerikanerin Dyane Neiman gehört zu den bekanntesten Tanzmacherinnen der freien Szene in NRW und war bereits dreimal Preisträgerin des Festivals Theaterzwang, dessen künstlerische Leitung sie in diesem Jahr übernahm. In ihrem work in progress "Back to the Square One" nimmt sie nicht nur ironisch die Stars and Stripes ins Visier, sondern auch ganz ernsthaft das spielerische Vergnügen am uramerikanischen Square Dance.

Den Tanztrieb des Publikums brachte nach gut zwei Stunden als Überraschungsgast der "Bonn Square Dance Club" auf Hochtouren. "Community Dance" gehört auch zur vielversprechenden grünen Welle von Barnes Crossing.

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