Premiere von "Der Sturm" Ein Spiel mit vielen Ebenen

Bonn · Gavin Quinn inszeniert Shakespeares „Der Sturm“ in den Bonner Kammerspielen. Die Premiere ist am Donnerstag. Der Regisseur will das Publikum auch zum Nachdenken anregen. Ein Vorbericht zum Stück.

 Szene mit Birte Schrein als Prospero und Ursula Grossenbacher als Alonso.

Szene mit Birte Schrein als Prospero und Ursula Grossenbacher als Alonso.

Foto: Beu

Klassisches Theater kann man von Gavin Quinn nur bedingt erwarten. Der irische Regisseur, der in der vergangenen Spielzeit mit Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“ seine erste Produktion in Bonn auf die Bühne gebracht hatte und damit für ein geteiltes Echo gesorgt hat, pflegt nach eigenen Angaben eher einen performativen Ansatz, in dem zahlreiche Lesarten und Bedeutungsebenen miteinander verwoben sind und das Publikum dazu einladen, verschiedene Blickwinkel auszuprobieren. Da dürfte ihm William Shakespeares „Der Sturm“, den er jetzt in den Kammerspielen Bad Godesberg inszeniert, gerade recht gekommen sein, bietet dieses Spätwerk des Barden von Avon doch mehr als genug Themen und Motive, mit denen man nach Belieben spielen kann.

„Für mich ist 'Der Sturm' vor allem ein Stück über die Macht der Kreativität“, erzählt Quinn im GA-Interview. „Prospero hat dabei durchaus Züge eines Theaterregisseurs, der alles zu kontrollieren versucht.“ Ein bekannter Ansatz: Jener Magier, der zusammen mit seiner Tochter Miranda, dem Luftgeist Ariel und dem deformierten Monster Caliban auf einer einsamen Insel lebt, an dessen Ufern ein Schiff mit dem unrechtmäßigen Herzog von Mailand und dem König von Neapel nach einem Unwetter strandet, hält alle Fäden in der Hand, galt vielen Literaturwissenschaftlern gar als Repräsentation Shakespeares selbst; die Entsagung von der Magie am Ende des Stücks entspricht demnach dem Abschied vom Theater. „Nach 20 Jahren in diesem Geschäft kann man diese Idee durchaus nachvollziehen“, gesteht Quinn denn auch – und baut darauf auf, ohne sich ausschließlich auf eine derartige Interpretation zu verlassen. „Ich versuche, jeder Szene ein eigenes Artwork zu geben. Das Stück erinnert in gewisser Weise an eine Serie von Masken, für die wir eine künstlerische Umsetzung finden müssen.“

Dazu gehören Choreographien für tanzende Geister ebenso wie philosophische Erörterungen oder die Entscheidung, einige der zentralen Figuren (Prospero, Alonso, der Berater Gonzalo, Ariel) mit Frauen zu besetzen. „Es geht nicht darum, eine Gender-Problematik zu thematisieren, sondern lediglich um die Frage, inwieweit dies unsere Einstellung zu den Rollen verändert“, sagt Quinn.

Veränderung und Wandel bestimmen auch einen Großteil des Geschehens auf der Bühne. Eine Art Traumlogik soll omnipräsent sein und selbst im Aufbau der Bühne widergespiegelt werden: „Sie ist an sich recht einfach gestaltet, wird aber durch verschiedene Aufbauten immer wieder einen anderen Anstrich erhalten, erinnert mal an eine Zelle, dann wieder an einen Klassenraum oder einen Tempel“, sagt Quinn. Alles eben eine Frage der Atmosphäre. Aber nicht nur. „Wir wollen das Publikum immer auch zum Nachdenken anregen. Ansonsten würde 'Der Sturm' nicht mehr sein als ein nettes Märchen. Und das wäre einfach zu wenig.“

Termin: 2. März, 19.30 Uhr, Kammerspiele. Weitere Aufführungen am 2., 5., 10., 15., 25. und 31. März sowie am 13. und 21. April und am 8. und 16. Juni. Karten erhalten Sie in den bonnticket-Shops der GA-Geschäftsstellen.

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