Ausstellung im August Macke Haus Ein Künstlerpaar der Moderne

Bonn · Das August Macke Haus zeigt Werke von Emil Maetzel und Dorothea Maetzel-Johannsen, die Anfang des 20. Jahrhunderts gemeinsam in die Welt der Moderne aufbrachen.

 Gemälde "Überredung" (1919) von Dorothea_Maetzel-Johannsen.

Gemälde "Überredung" (1919) von Dorothea_Maetzel-Johannsen.

Foto: Schoenebeck

Es ist eine so große Ungeduld in mir, weiterzukommen“, schreibt Dorothea Johannsen im November 1909 an ihren Verlobten Emil Maetzel. Die 23-jährige ausgebildete Zeichenlehrerin und der neun Jahre ältere Architekt heiraten wenige Monate später und machen sich fortan gemeinsam auf den Weg, ihre künstlerischen Ambitionen umzusetzen. Das Leben und Schaffen dieses norddeutschen Künstlerpaares wird derzeit in einer sehenswerten Ausstellung im Macke Haus nachgezeichnet.

Während die kunsthistorischen Recherchen zu Emil Maetzel und Dorothea Maetzel-Johannsen noch unvollständig sind, hat sich der Hamburger Sammler Tim Tobeler dem Werk angenommen. Die Ausstellung in Bonn basiert in großen Teilen auf seiner Sammlung und ermöglicht mit über 150 Arbeiten einen Einblick in das Leben des Künstlerpaares. Aber nicht nur das. Im Schaffen der Maetzels spiegeln sich die künstlerischen Strömungen jener Zeit, die geprägt sind vom Wunsch nach gesellschaftlichem Aufbruch, der durch einen Weltkrieg und den Nationalsozialismus beinahe erstickt wurde.

Das Künstlerpaar Maetzel beginnt mit eher konventionellen Zeichnungen, mit Stillleben, Stadtansichten und gegenseitigen Porträts. Die Beschäftigung mit der Natur und Aktstudien gehören ebenfalls ins Repertoire und werden sich durch das gesamte Schaffen ziehen. Zu Beginn des Krieges wird Emil Maetzel in Berlin stationiert, wo ihn seine Frau aus Hamburg besuchen kommt und sie gemeinsam in Galerien und Museen gehen. Es entstehen expressive Holz- und Linolschnitte, die häufig Trauernde und Beweinungsszenen, Gefangene oder Mutter und Kind darstellen.

An der Gründung der Hamburgischen Sezession maßgeblich beteiligt

1919 zieht Emil zurück zu seiner Familie – inzwischen gehören vier Kinder dazu – nach Hamburg und setzt sich mit den Künstlern der Brücke und dem Blauen Reiter auseinander. Dorothea entwickelt hingegen eigene Interessen und malt fast ausschließlich Frauen. 1919 entsteht das großartige Gemälde „Überredung“, mit dem sie selbstbewusst und gereift auftritt. An der Gründung der Hamburgischen Sezession im selben Jahr ist das Ehepaar Maetzel maßgeblich beteiligt. Es ist auch die Zeit der legendären Hamburger Künstlerfeste, in denen es vor exotischer Kulisse oft freizügig zugeht, um die Befreiung aus dem bürgerlichen Leben zu feiern. Auch hier waren die Maetzels dabei, mit fantastischen Kopfbedeckungen, Baströckchen oder als Teufel verkleidet. Vor allem für Emil Maetzels Motivwelt gewinnt die afrikanische Kunst, die er zu sammeln beginnt, an Bedeutung. Die Figuren und Masken tauchen in seinen Stillleben auf und sind auch in der aktuellen Ausstellung zu sehen – eine großartige Gelegenheit für den Besucher, diesen Referenzobjekten persönlich zu begegnen.

In den 1920er Jahren entfremdet sich das Ehepaar Maetzel und geht auch künstlerisch getrennte Wege. Emil konzentriert sich auf Kinder- und Freundschaftsbildnisse, in denen jedoch keine rechte Spannung aufkommen will. Dorothea unternimmt Reisen und erhält öffentliche Aufträge, darunter für das Vestibül der Hamburger Kunsthalle. Im Alter von 44 Jahren stirbt sie 1930 an Herzschwäche.

Wenige Jahre später wird Emil Maetzler von den Nazis zwangspensioniert und zieht sich in sein Haus in Hamburg zurück, von wo aus er zu Mal-Touren in die norddeutsche Landschaft aufbricht. Nach dieser inneren Emigration beginnt für ihn erst nach dem Krieg eine neue produktive Phase. Er ist im Vorstand der 1945 gegründeten Zweiten Hamburger Sezession, wird in den Bund deutscher Architekten berufen, nimmt an Ausstellungen teil und wird rückwirkend zum Baudirektor ernannt, nachdem seine Zwangspensionierung aufgehoben wird. 1955 stirbt Maetzel. In einem Nachruf im Hamburger Abendblatt heißt es, er sei „eine fast legendäre Figur“ gewesen.

August Macke Haus, Hochstadenring 36, bis 24. März. Di, Mi, Fr-So 11-17, Do 13-21 Uhr, Katalog Imhof Verlag 25 Euro. Am 7. Februar, 19.30 Uhr, liest Rüdiger Joppien aus unveröffentlichten Briefen des Künstlerpaares.

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