Eifeler Autoren widmen sich dem Maler Pitt Kreuzberg

Buch ist das Resultat der Heimatinitivative der Volksbank RheinAhrEifel

Eifeler Autoren widmen sich dem Maler Pitt Kreuzberg
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Schalkenmehren/Eifel. "Die äußere Schale ist es nicht, die Sie dargestellt sehen. Es sind vielmehr die Gesetze und die Lebenskraft, der Rhythmus und die Dynamik der Dinge, die ein ewiger Kreislauf sind."

Dieses Zitat zu seinem künstlerischen Schaffen stammt von Pitt Kreuzberg - am 30. Mai 1888 in Ahrweiler geboren, am 21. Februar 1966 in Bad Honnef gestorben und am 25. Februar in seiner Wahlheimat Schalkenmehren in der Eifel beigesetzt. "Pitt Kreuzberg - Ein Maler in der Eifel" ist das erste Buch, das einen umfassenden Einblick in Leben und Werk des Eifelmalers gibt. Es ist das Resultat einer Heimatinitiative der Volksbank RheinAhrEifel.

Die Neuerscheinung stellte am Dienstag im Eifelort Schalkenmehren Bernhard Kaiser, Vorstandsvorsitzender der Volksbank RheinAhrEifel, vor. Gäste waren die beiden Enkel des Künstlers aus der Eifel, Maria Becker und Kai Lorenz, die sieben Autoren und unter anderem auch Bürgermeister Hans-Ulrich Tappe aus Bad Neuenahr-Ahrweiler, Mayens Oberbürgermeister Günter Laux und Schalkenmehrens Beigeordnete Marga Münch, die die Gäste offiziell begrüßte.

Die Kosten für die Auflage mit 2 000 Stück hat die Volksbank getragen. Sieben Autoren haben sich des Künstlers unter konzeptioneller Führung von Heike Wernz-Kaiser und Jan Wilbert angenommen, ihn und sein Werk aus unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet.

Das Ergebnis ist nicht nur ein Spiegelbild des Malers mit Ecken und Kanten, es ist auch ein Blick in sein Leben, seine Bekanntschaften mit anderen Kunstschaffenden, aber auch in seine Liebe - nicht nur zur rauen Schönheit der Eifellandschaft.

Autor Franz Josef Ferber, ehemaliger Kulturamtsleiter des Landkreises Daun, kannte Pitt Kreuzberg, der eigentlich mit Vornamen Peter Joseph Karl Hubert hieß, noch persönlich. Liebevoll widmet er sich der Biografie des Mannes, der mit Knickerbocker, Rollkragenpullover und Schlapphut um die Eifelmaare zog. Immer dabei: Skizzenblock und Malutensilien. Er beschreibt den "Kauz", nennt ihn auch "Eigenbrötler", berichtet von Briefen Kreuzbergs an Freunde.

Ferber widmet sich aber auch dem eigenen Religionsverständnis des Malers ("Religion nahm er stets ernst") und seiner "inneren Emigration" in der NS-Zeit. Dem Re~gime stand er wie viele seiner Zeitgenossen passiv gegenüber. Die Malerei machte Pitt nicht reich. Das Leben des Individualisten war eher geprägt von Nöten, Krankheit und in den letzten Jahren auch von Einsamkeit. Ferber zeigt aber auch Humor: So in der Anekdote, in der Pitt im Winter mangels Briketts kurzentschlossen eine Amtsstube zum Atelier machte.

Kreuzbergs Studienzeit in Düsseldorf dürfte wohl als die für den Maler prägendste und aus kunsthistorischer Sicht interessanteste gelten. Zu diesem Schluss kommt Autor Jan Wilbert, der unter www.pitt-kreuzberg.de das Werkverzeichnis des Künstlers pflegt und aktualisiert.

Er erwähnt die erste nachweisbare Ausstellungsteilnahme Kreuzbergs beim Akademischen Verein "Laetitia" in der Städtischen Kunsthalle Düsseldorf vom 21. Juni bis zum 30. Juli 1914, geht im Detail auf weitere Präsentationen von Berlin bis München ein.

1932 nahm Pitt zum letzten Mal an einer Gemeinschaftsausstellung teil - mit dabei unter anderem seine Weggefährten Karl Barth, Max Ernst, Otto Pankok und Jupp Bell. Wilbert: "Für Pitt Kreuzberg endet 1933 mit der endgültigen Rückkehr nach Schalkenmehren die künstlerisch fruchtbarste Phase seines Schaffens. In der Isolation am Maar setzt er seine Arbeit fort und ist gleichzeitig in der eigenen, eng umgrenzten Kontinuität gefangen."

Der Journalist Karlheinz Pieroth war durch seine Familie mit Pitt Kreuzberg bekannt. Sein Vater und Fotograf Heinrich und Pitt sagten ein Leben lang Sie zueinander, waren jedoch Duzbrüder des Herzens und des Geistes. Der Autor zitiert aus Briefwechseln der Freunde, beschreibt den Menschen und seine Marotten. Wie das Kreuzberg'sche "Klöchen", das schon als "Gesamtkunstwerk" gelten konnte. Ein anderes Genre wählt Hildegard Ginzler.

Die Kunst-Journalistin hat lange Gespräche mit Otto Kley geführt, der als kleiner Junge mit seinem Vater Ernst im VW-Käfer zu Kreuzberg nach Schalkenmehren fuhr. Der kleine Otto sah ein "Haus voller Bilder" und einen "wilden Mann mit flusigem Haar". Und wieder spielt das "Klöchen" eine Rolle - jene vollständig ausgemalte farbige Wunderkammer.

Otto sieht dem Maler zu, wie seine Buchekohlestifte über das Papier rasen und hätte zu gerne gewusst, was während des malerischen Stenogramms in Pitt vorging. Der junge Gast war hingerissen von der Experimentierfreudigkeit des Malers und staunte nicht schlecht, als dieser sagte: "Ich schenk' Dir 'nen Apfel." Sprach's und überreichte dem kleinen Mann das Bild "Apfelschale am Fenster".

Wissenschaftlich geht Heike Wernz-Kaiser, Leiterin des Stadtmuseums Bad Neuenahr-Ahrweiler, an Kreuzberg heran. Unter dem Titel "Wach machen und wach sein" führt sie in das Werk des (un)vergessenen Künstlers ein. Das besteht nach heutigen Vermutungen aus 2 100 Arbeiten, von denen 400 erfasst sind. Wernz-Kaiser: "Alle Kompositionen Kreuzbergs enthalten unabhängig von Motiv und Ausführung eine zentrale Botschaft: "Alle Dinge sind etwas Besonderes, besitzen Individualität."

Das Spektrum der Werke reicht vom Eifelmaar über Blüten und Menschen bei der Arbeit, Tiere in der Eifel bis hin zu religiösen Motiven wie einem der eindrucksvollsten Werke dieses Genres, der "Pietà". Wernz-Kaiser nimmt den Leser an die Hand. Er sollte ihr vertrauen, sich führen lassen. Dann wird Kreuzbergs Schaffen nicht nur versteh-, sondern erlebbar.

Und schließlich macht sich Rainer Roecklein seine Gedanken als Kunstfreund und Sammler. Roecklein geht wie Wernz-Kaiser auf einzelne Werke ein, fasst aber zusammen: "Ständig fragt er in seinen Bildern nach dem Ur-Sinn des Lebens. Bei dem Betrachten bin ich oft versucht gewesen, eine eigene Lösung zu finden für das, was er uns sagen will. Dabei bin ich darauf gestoßen, dass all diese Fragen in mir selbst sind und dass ich die Lösung auch nicht weiß."

"Pitt Kreuzberg - Ein Maler in der Eifel", 192 Seiten, 29,90 Euro, ISBN-Nr.: 978-3-00-022785-1. Der Band ist in allen Filialen der Volksbank RheinAhrEifel und im örtlichen Buchhandel erhältlich.

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