Beethoven Orchester Dirigentin Anu Tali gibt ihr Debüt

BONN · Nur um ein paar Monate haben sich Anu Tali und das Beethoven Orchester im vergangenen Jahr in Sarasota verpasst, als die Bonner im späten Winter durch Florida tourten.

Seit August erst ist die aus Estland stammende Dirigentin Chefin des dortigen Sinfonieorchesters. Zurzeit aber hält sie sich in Bonn auf, wo sie mit dem Beethoven Orchester für das Konzert heute Abend, 20 Uhr, in der Beethovenhalle Werke von Bartók (Fünf Bilder aus Ungarn), Mendelssohn (Violinkonzert) und Prokofjew (Romeo und Julia) probt.

Dass sie die erste Frau am Pult dieses Orchesters bei einem regulären Sinfoniekonzert ist, macht sie nicht nervös. "Ich habe nie das Gefühl, dass mich die Musiker anders behandeln, weil ich eine Frau bin", sagte sie gestern in einer Probenpause.

Anu Tali ist nun schon ein paar Jahre im Geschäft, hat 1997 sogar zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Kadri das Nordic Symphony Orchestra gegründet, das Musiker aus 15 Nationen versammelt. In Deutschland leitete sie unter anderem Konzerte des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und des Deutschen Symphonieorchesters Berlin, mit dem sie 2006 beim Beethovenfest gastierte. Was sie an ihnen wie auch am Beethoven Orchester schätzt, ist der kammermusikalische Geist, der hier präsent ist.

"Die Musiker sind bereit, Verantwortung zu übernehmen", sagt sie. Anu Tali bewundert die kulturelle Tradition in Deutschland, sieht mit Sorge, dass sie Opfer der Politik werden könnte. Als sie vor zwei Jahren einmal die Duisburger Philharmoniker dirigierte, wandte sie sich nach dem Schlussakkord von Mozarts Jupiter-Sinfonie mit einem Appell zum Erhalt des Orchesters und der gefährdeten Oper ans Publikum. "Ich bin froh darüber, dass ich das gemacht habe", sagt sie heute. "Denn Dinge zu opfern, ist leicht, sie wieder aufzubauen aber fast unmöglich."

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