Saison 2019/2020 Diese Theaterstücke sind in Bonn neu im Programm

Bonn · Das Programm der Saison 2019/2020 für Schauspiel und Oper in Bonn ist am Donnerstag vorgestellt worden. Wir stellen einige Höhepunkte vor.

Gute Nachrichten für alle Theaterbesucher, denen das Thema Gleichberechtigung am Herzen liegt, hatte Bonns Schauspieldirektor Jens Groß nun gleich zu Beginn seiner Vorschau auf die Spielzeit 2019/2020: „Es ist uns tatsächlich gelungen, Parität in der Anzahl weiblicher und männlicher Regisseure zu schaffen.“ Dies entspreche auch dem ausdrücklichen Wunsch des Ensembles. „Denn junge Frauen schauen auf denselben Stoff unter Umständen ganz anders als ein Mann es tun würde“, wie Groß hinzufügte.

Den ersten Beweis tritt am 12. September die 1990 in Hamburg geborene Charlotte Sprenger an, die am Schauspielhaus mit Gotthold Ephraim Lessings Lustspiel „Minna von Barnhelm“ ihr Bonner Regiedebüt gibt. Sie war von 2013 bis 2016 Regieassistentin in Köln und hat in ihrer Heimatstadt auch schon am Thalia Theater inszeniert. Ihre Minna ist eine selbstbewusste Protagonistin, die gemeinsam mit ihrer Zofe in der stoisch-logischen Männerwelt ihre ganz eigenen Akzente setzt.

Mit „König Lear“ hat sich Luise Vogt – dem Bonner Publikum durch „Warten auf Godot“ bekannt – für ihre dritte Bonner Inszenierung einen großen Stoff vorgenommen. Und auch hier stellt sich die spannende Frage, wie sich Shakespeares Helden, ihre hochkomplexen Beziehungsgeflechte und Tragödien aus zeitgemäßer weiblicher Sicht darstellen lassen.

"Sommernachtstraum" wieder im Programm

Wieder aufgenommen wird 2019/2020 der „Sommernachtstraum“. Die Komödie für Kinder, Jugendliche und Familien nach William Shakespeare in einer Bearbeitung von Jens Groß ist während der vergangenen Monate zum Publikumsliebling avanciert und laut Groß „noch längst nicht ausgespielt“. Inzwischen gebe es auch zahlreiche Anfragen von Bonner Schulen.

Um das familienorientierte Angebot des Bonner Schauspiels auch auf junge Zuschauer im Alter zwischen fünf und acht Jahren auszuweiten, steht voraussichtlich am 27. Oktober (eventuell früher) eine Inszenierung des Kinderbuchs „Viele Grüße, Deine Giraffe“ von Megumi Iwasa auf dem Spielplan. Dazu wird das Foyer mit altersgerechten Sitzgelegenheiten ausgestattet. Auch Kleists „Marquise von O“ wendet sich bewusst an ein junges Publikum – in diesem Fall allerdings die Oberstufenjahrgänge. Regisseur ist Martin Nimz.

In die nächste Spielzeit verschoben werden muss die Aufführung von „A Clockwork Orange“ von Anthony Burgess. Grund dafür ist, dass die auf zehn Jahre befristet vergebenen Aufführungsrechte gerade ausgelaufen sind und das Warten auf eine Genehmigung dem Schauspieldirektor als zu unsicher erschien. „Stattdessen wird der bildgewaltige Simon Solberg nun Schillers Räuber zeigen; ebenfalls eine Geschichte über Rebellion gegen Autoritäten.“

Augenmerk auf Kooperationen

Ein besonderes Augenmerk richtet das Schauspiel Bonn in der nächsten Saison auf Kooperationen. So wie bei „Lieber Gold im Mund als Porzellan im Safe“, das Frank Heuel vom Fringe Ensemble aus dem Endenicher Theater Ballsaal auf die Bühne bringt. Und der schwedische Musikfilm „Wie im Himmel“ bot die Vorlage für eine Zusammenarbeit mit dem Jungen Theater Bonn und dem Contra Kreis Theater. Das Besondere hierbei: Da ein Chorwettbewerb eine essenzielle Rolle spielen, wird dieses Stück Bonner Chöre aktiv in die Handlung einbinden.

Die Werkstattbühne ist 2019/2020 für zwei zeitgenössische Stoffe reserviert. Zum einen für eine Neuinszenierung des 2018 in Berlin uraufgeführten Stückes „In Stanniolpapier“, das dort für einen handfesten Skandal gut war, da vom Originaltext von Björn SC Deigner relativ wenig übrig blieb. Matthias Köhler aber hat sich nun vorgenommen, die Geschichte einer Prostituierten, die sich mit ihrer Rolle am Rand der Gesellschaft arrangiert hat und ihre Lebensweise mit beeindruckendem Pragmatismus reflektiert, so zu erzählen wie vom Autor beabsichtigt.

Nummer zwei – „Apeiron“ von Anja Hillig – richtet den Fokus auf drei Erfolgsmenschen, die sich fragen, was nach der Spitze noch kommen könnte, wenn nicht der Abstieg. Die Bilanz seiner erste Bonner Spielzeit könnte aus Sicht von Jens Groß hingegen nicht besser ausfallen. „Es ist schön zu erleben, dass das Publikum unsere Arbeit annimmt.“ Ebenso wie die Umbenennung der Bad Godesberger Kammerspiele. „Das Schauspeilhaus ist in den Köpfen drin“, fügt Groß hinzu.

Weitere Informationen unter www.theater-bonn.de

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