Die Not zwingt den Künstler ins Handwerk

Josef Krahforst aus Brohl würde in diesem Monat 100 Jahre alt - In französischer Kriegsgefangenschaft gewinnt er einen Preis - Ausstellung in der Volksbank Brohl

  Josef Krahforst  (Selbstbildnis) war von einem ungeheueren Schaffensdrang beseelt. Seine Motive entnahm er gern seiner Umgebung, vor allem dem ländlichen Raum.

Josef Krahforst (Selbstbildnis) war von einem ungeheueren Schaffensdrang beseelt. Seine Motive entnahm er gern seiner Umgebung, vor allem dem ländlichen Raum.

Foto: Ginzler

Brohl. Abgezehrte, hoffnungslose Kriegsgefangene im farbkargen Bild, Licht und Schatten auf schwatzenden Dörflern vor der Qiddelbacher Kirche, gelblich aufgelöst der Nebel verhangene Rhein im Gegenlicht - seine Palette gab alles her. Am 19. Februar würde er 100 Jahre: Josef Krahforst, ein hochbegabter Maler, der sich seit seiner Kindheit wünschte, freischaffender Künstler zu werden.

Doch wie viele gleicher Neigung, schlug der Sohn von Malermeister Josef Krahforst und seiner Frau Lucia, geborene Nonn, gedrängt durch den Vater, zunächst den sicheren Weg ein. Im elterlichen Brohler Malerbetrieb ging er in die Lehre und absolvierte seine Gesellenjahre, bevor er an den Kölner Werkschulen (1924 bis 1928) vorrangig Zeichnung, Aquarell, Öl- und Glasmalerei studierte.

Ausschließlich den Traumberuf auszuüben, bleibt ihm dennoch verwehrt. Krankheit und Tod des Vaters nötigen Krahforst 1928 zur Meisterprüfung und 1931 zur Führung des Handwerksbetriebs.

Aber seine Schaffenslust ist ungebrochen. Es entstehen Porträts und Landschaften in Öl, Aquarell und Pastell. Arbeiten bäuerlichen Wirkens, dörfliche Szenen und Impressionen vom Brohler Hafen machen deutlich, dass der Maler die Motive dem unmittelbaren Lebensumfeld, dem Erfahrungsschatz seiner ländlichen Herkunft entnimmt.

Die Bilder bekunden ein tiefes Begreifen der Themen. Krahforst sagt einmal: "Die eigentliche Kunst in der Malerei besteht in der Abstraktion, die das Wesentliche vom Unwesentlichen unterscheidet und das Bild als Wiedergabe des seelischen Erlebnisses, mit den Augen des Künstlers betrachtet, erscheinen lässt."

Diese Kunst beherrscht er. Die bildnerischen Mittel gekonnt nutzend, gießt er sein Empfinden in eine überzeugende Form. 1935 heiratet Krahforst die aus Quiddelbach stammende Maria Junglas. Vier Kinder, Josef, Berthold, Ursula und Reinhard, werden ihnen geboren.

Dann die Zäsur: 1939 ruft der Militärdienst, doch den Umständen zum Trotz, meint es das Schicksal gut mit Krahforst. Er wird Soldat in Paris, wo er als Gastschüler die Académie de la Grande Chaumière (1940 bis 1944) Akt zeichnen lernt, sich künstlerisch fortbildet, mit dem Impressionismus in Berührung kommt, wovon auch einige seiner Landschaften künden.

Selbst in der Gefangenschaft betätigt er sich als Maler, erhält bei der Kunstausstellung in Angoulèmes gar den ersten Preis und wird 1946 bevorzugt entlassen. Eigentlich will er nur noch der Kunst dienen. Aber die Malerei ernährt keine Familie. Noch Ende der 40er Jahre kommt es vor, dass Bilder mit Eiern, Butter, Käse angezahlt werden.

Sohn Berthold Krahforst erinnert sich: "Meine Mutter drängte Vater, wieder dem Handwerksberuf nachzugehen." Jede freie Minute aber gehört der Staffelei. Als sich die Are-Gilde 1947 neu formiert, ist Krahforst unter den Gründungsmitgliedern, gehört zum Vorstand, stellt mit der Gruppe aus.

Kompromisse in der Kunst ging Krahforst trotz seinem stillen, gütigen Wesen nie ein. Nachdem die Gattin eines Portraitierten im Konterfei des gut getroffenen Mannes unliebsame Züge entdeckte, wünschte sie Veränderungen. Der Maler lehnte ab. "Danach hat er nie wieder ein Auftragsportrait gemalt" (B. Krahforst).

Der im September 1965 verstorbene Josef Krahforst hinterließ mehrere hundert Zeichnungen, Pastelle, Aquarelle und Ölbilder. 30 davon hat Schwiegersohn Toni Odenthal aus dem Familienbesitz für eine Ausstellung (ab 12. März) in der Volksbank Brohl zusammengestellt.

Wer sie sieht, wird bedauern, dass es dem Maler aufgrund der wirtschaftlichen Verhältnisse nicht vergönnt war, sein künstlerisches Potenzial voll auszuschöpfen.

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