Instrumentenbauer Büchel in Beuel Die Musikmechaniker

Beuel · Vor 33 Jahren hat Gottfried Büchel seine eigene Metallblasinstrumenten-Werkstatt in Bonn-Beuel eröffnet. Mit seinem Sohn Michael repariert und baut er Trompeten, Posaunen, Tuben, Euphonien und Hörner für Musiker auf der ganzen Welt.

 In ihrer Beueler Werkstatt bessern Michael und Gottfried Büchel die Instrumente von Berufsmusikern aus, so wie diese Tuba.

In ihrer Beueler Werkstatt bessern Michael und Gottfried Büchel die Instrumente von Berufsmusikern aus, so wie diese Tuba.

Foto: Volker Lannert

Plopp – das ist ein Geräusch, das man beim Öffnen einer Flasche oder beim Ziehen eines Stöpsels erwartet. Aber keines, das man mit einer Tuba in Verbindung bringt. Und doch ist es genau so ein Ton, der aus der großen Konzert-Tuba kommt, als Michael Büchel den Zug, eine gebogene Röhre, schwungvoll herauszieht.

Seit acht Jahren arbeitet der 24-Jährige in der Meisterwerkstatt für Metallblasinstrumente in Bonn-Beuel. Ein ungewöhnlicher Beruf für einen jungen Mann. Nicht aber, wenn die Werkstatt seinem Vater gehört und er ihm von klein auf fasziniert bei der Arbeit zuschaut. „Als Kind durfte ich maximal drei Mal am Tag hier rein“, erinnert sich Michael Büchel und nickt mit dem Kopf in Richtung Werkstatt.

Über das „Plopp“ freut er sich, zeigt es doch, dass die Züge der Tuba wieder mit den richtigen Ventilen verbunden sind. „So erkennen wir, ob ein Luftdruck vorhanden ist“, erklärt Michael Büchel. „Dann haben wir das Instrument wieder richtig zusammengebaut.“

Instrumente auseinanderzunehmen und danach wieder zusammenzusetzen, das ist die Hauptaufgabe von Michael Büchel und seinem Vater Gottfried. Die Büchels reparieren Metallblasinstrumente, dazu gehören Trompeten, Hörner, Posaunen, Tuben und das „Euphonium“, das „Cello der Blasmusik“.

Besonders die Trompete hat es Gottfried Büchel, der vor 33 Jahren seine eigenen Betrieb gründete, angetan. „Wir hatten eine Trompete zu Hause“, erzählt er und deutet mit den Händen an, wie er die Trompete hält. „Als ich elf Jahre alt war, hat mein Onkel angefangen, mir Unterricht zu geben.“

Dass sein Onkel aus Beuel stammte und Gottfried Büchel dort heute in seiner Meisterwerkstatt arbeitet, ist kein Zufall: Die gesamte Familie Büchel ist in Beuel beheimatet – daran lässt auch das Bönnsch, das der 58-Jährige immer wieder einstreut, keinen Zweifel.

Die gewaltige Tuba, die mitten in der Werkstatt zwischen anderen ihrer Art auf ihre Fertigstellung wartet, gehört einem Berufsmusiker aus Dresden. Überhaupt sind es vor allem Orchestermusiker oder Philharmoniker, die ihre Instrumente bei den Büchels ausbessern lassen. „Da kommen zum Beispiel Musiker aus Tel Aviv oder auch viele aus den Niederlanden und Belgien zu uns“, sagt Gottfried Büchel.

Wie viele Stammkunden aus aller Welt ihre Instrumente zu den Büchels bringen, zeigt auch die eindrucksvolle Bildergalerie über der Treppe, die in den Verkaufsraum im ersten Stock führt. Dort gibt es neben zugekauften Instrumenten und (Pflege-)Zubehör auch selbst gebaute Konzert-Trompeten zu erstehen.

Metallinstrumentenbauer ist vor allem ein handwerklicher Beruf. „Ein Instrument spielen zu können, ist hilfreich, aber keine Voraussetzung“, betont Michael Büchel, der wie sein Vater Trompete spielen kann. Wenn Vater und Sohn nicht gerade eine Tuba zusammengebaut haben, sondern zum Beispiel eine Posaune, dann spielen sie einige Töne, um herauszufinden, ob alles wieder korrekt funktioniert. Aber: „Wenn wir spielen können, nützt das gar nichts“, bemerkt Gottfried Büchel. „Der Musiker muss zurechtkommen. Dann is dat jut.“

An eine Begegnung erinnert er sich noch ganz besonders: „Einmal kam ein Jäger zu mir, der meinte, mit seinem Horn stimme etwas nicht. Dabei konnte der einfach nicht spielen“, erinnert sich der Meister. „Mir ist das aber auch erst spät aufgefallen, weil ich selbst kein Horn spielen konnte. Da dachte ich mir: Das passiert dir nie wieder! Dann nahm ich vier Jahre lang Horn-Unterricht.“

Einblicke in die Werkstatt des Instrumentenbauers Büchel
11 Bilder

Einblicke in die Werkstatt des Instrumentenbauers Büchel

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Die Werkstatt ist der Lebensmittelpunkt von Michael und Gottfried Büchel, die alle Reparaturen und Spezialanfertigungen zu zweit erledigen. Neben dem Wohnhaus der Familie Büchel an der Steinerstraße in Beuel führt ein Durchgang in den Hinterhof, wo Werkstatt und Verkaufsraum in einem zweistöckigen Haus übereinander liegen. Auch der Standort ist kein Zufall: Zuvor war hier die Schreinerei von Büchels Großvater.

Nach seiner Ausbildung in Köln bei Wilhelm Monke, einigen Gesellenjahren bei Josef Monke und der 1983 in Düsseldorf bestandenen Meisterprüfung kellnerte Gottfried Büchel, um das nötige Kleingeld zu verdienen, damit er seiner Cousine die ehemalige Schreinerei abkaufen und dort im selben Jahr seine eigene Werkstatt aufmachen konnte.

Michael Büchel, das dritte von vier Kindern, war sich schon früh sicher, was er werden wollte: Metallblasinstrumentenbauer – so wie sein Vater. „Jeder kann machen, was er will“, lacht Gottfried Büchel und seine Augen hinter der roten Brille strahlen. „Aber was man macht, muss man auch richtig machen.“

Dass der Meister selbst nicht mehr aktiv Trompete spielt, ist kaum verwunderlich: „Wenn Sie vier Kinder haben, ist jeden Tag irgendetwas Neues“, sagt er und zuckt mit den Schultern. Außerdem muss man regelmäßig üben“, sagt sein Sohn Michael.

Der Tag in der Werkstatt beginnt für Michael Büchel um 7 Uhr. Gegen spätestens halb acht komme sein Vater dazu und schaue nach dem Rechten, bemerkt er scherzhaft. Dann wird das Radio eingeschaltet. „WDR4, das läuft bei uns den ganzen Tag bis 18 Uhr“, sagt Michael Büchel, der etwas schmaler als sein Vater ist und auch eine Brille trägt. Dabei zeigt er auf ein mikrowellengroßes, altes Radio, das auf dem höchsten Regal der Werkstatt über all den grünen Werkbänken und Tischen thront: „Das ist von Oma Büchel, da darf niemand dran rumspielen!“

Wie in jeder anderen Werkstatt wird es hier auch hin und wieder laut – zum Beispiel, wenn Vater und Sohn fräsen, schleifen oder hämmern. Computer und andere moderne Technik sucht man vergeblich: „Wir bauen genauso wie vor 70, 80 Jahren“, sagt Michael Büchel. Da dauert die Herstellung eines Mundrohrs dann schon einmal einen Tag oder länger. Sogar manche Werkzeuge bauen die Büchels selbst. Teilweise, weil es im Handel keine geeigneten gibt, teilweise aber auch, weil sie mit dem Material anderer Hersteller unzufrieden sind, da diese zunehmend auf Kunststoff ausweichen würden.

Bekannt ist die Metallblasinstrumentenwerkstatt auch für ihre Spezialanfertigungen, die alle mit dem Firmenstempel „Büchel Bonn“ versehen werden. Auf Wunsch eines Musikers hat Gottfried Büchel unter anderem eine Posaune gebaut, die zugleich ein Euphonium ist und ein Horn mit zwei Schallbechern.

Zu Konzerten gehen Vater und Sohn nur selten: „Meistens krieg' ich hier meine Konzerte“, sagt Gottfried Büchel und lacht schallend. „Aber wenn ich doch mal zu einem Konzert will, ist das auch kein Problem.“

Auch wenn Gottfried und Michael Büchel nicht immer einer Meinung sind, so sind sie sich doch in einem einig: Wenn Sohn Michael seinen Meister gemacht hat, wird er eines Tages die Metallblasinstrumentenwerkstatt übernehmen. Wann es soweit sein wird – das ist noch völlig unklar. „Mein Vater ist ja auch nicht mehr der Jüngste“, sagt Michael Büchel mit einem Seitenblick auf Gottfried. „Aber eins ist sicher: Er wird immer hier in der Werkstatt herum-laufen.“

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