Die Mission der MS Bolero

Das Kulturschiff macht am Dienstag mit 90 deutschen und russischen Künstlern in Bonn fest - Podiumsdiskussion im Haus der Geschichte unter dem Motto "Quo vadis Europa?"

Bonn. Unten feucht und oben fröhlich. Kultur hier und Politik dort. So schaukelt es sich gemütlich über die seichten Wellen auf Vater Rhein. Und wenn dann der schwimmende Untersatz auch noch MS Bolero heißt, kann gar nichts mehr schief gehen mit der deutsch-russischen Freundschaft.

"Leinen los" zu einem gleichzeitig ungewöhnlichen wie ehrgeizigen Projekt heißt es derzeit zwischen Düsseldorf und Passau. Heute macht die MS Bolero in Bonn fest.

An Bord sind 90 deutsche und russische Schriftsteller, Autorinnen, Musikerinnen, Musiker, Jongleure und Artistinnen. In Konzerten und Lesungen an Bord und in den 16 Städten, in denen das Kulturschiff Station macht, präsentieren sie deutsche und russische Kultur. Politische Foren, Diskussionen und Vorträge mit Wissenschaftlerinnen und Historikern beleuchten die politische Kultur der beiden Staaten.

Der Zielhafen steht fest, und auch das Ziel der Veranstalter ist klar: viele Menschen erreichen, Geist, Herz und Sinne zugleich ansprechen. Das Deutsch-Russische Kulturschiff ist ein gemeinsames Projekt der Bonner Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) und des Bundesverbandes Deutscher West-Ost-Gesellschaften (BDWO e.V.).

Der Austausch ist Teil der Deutsch-Russischen Kulturbegegnungen. "Attraktive Vermittlungsformen sind erforderlich, die eine produktive Aneignung der Welt in ihren politischen, sozialen und ästhetisch-kulturellen Dimensionen ermöglichen", sagt Raul Gersson, bpb-Initiator des Kulturschiffs.

Die 126,7 Meter lange MS Bolero ist eine schwimmende Kultur- und Informationswerkstatt mit einem Programm, bei dem sich künstlerische Aktionen und politische Bildung wechselseitig ergänzen. Die Reise startete am vergangene Samstag, 31. Mai, führt über Rhein, Main und Donau und endet am Samstag, 14. Juni.

Und auch die Bewohner der 16 Städten am Uferrand profitieren: Um 9 Uhr trifft das Schiff in Bonn an der Anlegestelle Brassertufer, Nähe Kennedy-Brücke ein. Ab 16 Uhr gibt es eine Podiumsdiskussion im Haus der Geschichte.

Unter dem Motto "Quo vadis Europa? Ostpolitik, Deutsche Einheit und strategische Partnerschaft EU-Rußland" kommen politische Vordenker und Zeitzeugen zu Wort. Angekündigt haben sich Egon Bahr und Valentin Falin. Um 19 Uhr beginnt ein Chorkonzert mit dem Ensemble Sirin in der Remigiuskirche. Unter der Leitung von Andrej Kotow singt ein Chor junger Profimusiker traditionelle russische Kirchen- und Volkslieder.

Ab 20 Uhr treten auf dem Bonner Marktplatz die Gruppen Sax Mafia, Vermicelli, Funky Beat und eine Zirkusgruppe. Sax Mafia ist das erste Saxophonquartett im sowjetischen/postsowjetischen Raum, dessen Musiker gleichberechtigte Improvisatoren und Autoren sind.

Sax Mafia ist eine Bläsergruppe um den Musiker der Moskauer Avantgarde Sergej Letow. Während ihrer Konzerte spielen die vier Musiker auf mehr als einem Dutzend verschiedener Saxophone sowie auf vier Bassklarinetten.

Das Vermishelle Orchestra ist ein Instrumentalprojekt von neun künstlerisch eigenständigen Musikern, spielt moderne Musik in ungewöhnlicher stilistischer Kombination, die sich im Grenzbereich zwischen Ethno, Rock und Klassik bewegt, mit einem ausgeprägten Hang zu Polyphonie und Minimalismus. Am Mittwochmorgen heißt es wieder: Leinen los. Mit dem Kulturschiff geht es weiter Richtung Rüdesheim. Bonn sagt Ahoi.

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