Schumannfest Die Freude gehört nicht Beethoven allein

Bonn · Deutsch-französischer Liederabend begeisterte zur Eröffnung der Jubiläumsausgabe des Schumannfests.

 An die Freude: Rebeka Stojkoska und Thedore Browne.

An die Freude: Rebeka Stojkoska und Thedore Browne.

Foto: Horst Müller

Die Einführung von Bonns offizieller Dachmarke "Freude" wurde zwar inspiriert durch Ludwig van Beethovens Vertonung der Schiller'schen Ode "An die Freude", doch beim Endenicher Schumannfest ist man der Überzeugung, dass Beethoven in Bonn für diese Emotionslage nicht zwingend allein zuständig ist.

"Man darf sich auch bei Schumann freuen", sagte Festivalleiter Markus Schuck im Schumannhaus zur Eröffnung des Festivals, dessen Jubiläumsausgabe eben unter dem in Bonn vertrauten Motto "Freude" steht. Grund für die Freude ist die 20. Ausgabe des 1998 als "Endenicher Herbst" gestarteten Festivals.

Das Schumannfest sei ein Motto-Festival, ergänzte Schucks Stellvertreter Ulrich Bumann, weshalb in jedem Konzert der Jubiläumsausgabe die Freude thematisiert werde. Das war am Eröffnungsabend schon sehr schön zu erleben: Ein Liederabend, mit vier jungen Gesangssolisten.

Die finnische Pianistin Pauliina Tukiainen, die seit dem vergangenen Jahr Liedberaterin des beim Schumannfest ist und ab Sommer Liedgestaltung am Salzburger Mozarteum lehren wird, hat die jungen Künstler zusammen mit ihrer französischen Kollegin Anne le Bozec ausgewählt. Sie gestalteten ein spannendes, farbiges und kontrastreiches Programm mit Liedern aus dem deutschen und dem französischen Sprachraum.

Besonders hübsch die Idee, Franz Schuberts - vor Beethovens Neunter entstandene - Version von Schillers "An die Freude" aufzuführen. Der Tenor Thedore Browne warf dem Publikum mit herrlichem gesanglichen Schwung zu. Es war ein großes Vergnügen zu beobachten, wie der rote Motto-Faden sich durch die Lieder zog, von Hugo Wolfs schlichtem "Auch kleine Dinge können uns entzücken" und das erotisch-anspielungsreiche "Erste Liebeslied eines Mädchens", die Samantha Gaul mit wunderbar leichtem Sopran artikulierte.

Zusammen mit dem großartigen Browne gestaltete sie auch Robert Schumanns "Er und sie". Marie-Laure Garnier sang mit dunkler gefärbter Sopranstimme unter anderem vom "Geist der Rose", wie ihn Hector Berlioz sich musikalisch vorstellte, und gefiel auch in Olivier Messiaens klanglich subtilem "Le Collier". Jean-Christophe Lanièce sang mit geschmeidiger Baritonstimme unter anderem Tristan-L'Hermite-Vertonungen von Claude Debussy, gefiel aber auch in Francis Poulencs Cabaret-artigem, "Les gars qui vont à la Fête".

Am Ende der in Kooperation mit den Opernfreunden und dem Institut français veranstalteten Festivaleröffnung sangen sie im Quartett aus Johannes Brahms' "Liebesliederwalzern" op. 52 - ein wunderbares Finale eines inspirierenden Liederabends, an dem auch die jungen Pianistinnen Rebeka Stojkoska und Flore Merlin entscheidenden Anteil hatten.

Pauliina Tukiainen und Anne le Bozec spielten ebenfalls etliche Klavierpartien. Nach der Pause setzten sie sie sogar zusammen ans Klavier, um zwei Nummern aus Claude Debussys "Petite Suite" zu spielen.

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