Interview mit Kent Nagano "Die Bindung ist sehr stark"

BONN · Der Dirigent Kent Nagano gastiert heute und morgen Abend, jeweils 20 Uhr, mit dem Bayerischen Staatsorchester beim Beethovenfest in der Beethovenhalle. Auf dem Programm stehen Sinfonien von Schubert, Bruckner und Mahler sowie Beethovens 1. Klavierkonzert mit Kit Armstrong als Solisten. Mit Nagano sprach Bernhard Hartmann.

Sie dirigieren am ersten Abend zwei "Unvollendete" - von Schubert und Bruckner. Was macht den Reiz aus?
Nagano: Schuberts "Unvollendete" empfinden wir heute ja als ein komplettes Werk. Ähnlich ist es bei Bruckner. Das Finale seiner Neunten blieb nur Skizze. Vielleicht hat Bruckner ja selbst Zweifel gehabt. Die anderen waren bereits zwei Jahre vor seinem Tod fertig. Das ist wie im Leben: Da gibt es auch nicht immer ein schönes Finale mit vollem Tutti.

Sie proben mit Kit Armstrong. Welchen Eindruck haben Sie von ihm?
Nagano: Ich habe viel mit seinem Lehrer Alfred Brendel zusammengearbeitet. Und Kit Armstrong spricht eine ähnliche musikalische Sprache, so dass eine tiefe Kommunikation entstehen kann.

Es ist Ihre letzt Saison in München. Kommt Wehmut auf?
Nagano: Die Bindung ist sehr stark. Mit dem Orchester, mit dem Publikum, aber auch mit der Landschaft. Es war überraschend für mich, wie tief die Bindung geworden ist, weil ich Kalifornier bin und vom Meer her komme. Ich habe hier die Jahreszeiten mit ihrem organischen Zyklus erlebt. Das haben wir am Meer nicht.

Man hörte, Sie würden nach Hamburg wechseln?
Nagano: Es gibt Verhandlungen, aber noch kein Ergebnis.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCamp Neue Musik zwischen Wohnwagen
Aus dem Ressort