Die Bekenntnisse des Bonner Emigrant und Hochstaplers Zoubkoff

"Leben und Lieben" des Mannes, der eine Preußen-Prinzessin ins Unglück stürzte

Bonn. Man sollte sie nacheinander lesen, die anrührenden Erinnerungen der Prinzessin Viktoria von Preußen "Was mir das Leben gab - und nahm" und nun die druckfrischen "Memoiren" ihres viel jüngeren Mannes, dem sie blind vertraut hatte und der sie in die Armut stürzte.

Am Ende konnte sie kaum noch ihr Hotel in Mehlem bezahlen, das sie Zoubkoffs wegen mit dem Palais Schaumburg vertauschen musste. Schließlich verkaufte sie aus Geldnot ihre Erinnerungen an den General Anzeiger, der ihre Aufzeichnungen 1929 als Serie herausbrachte; in diesem Jahr sind sie erstmals als Buch bei Bouvier erschienen sind.

Zoubkoff dagegen prahlte schon 1928 im Bonner Verlag Joachim Heinemann mit einem "richtigen" Buch: "Nach seiner Ausweisung aus Deutschland von ihm selbst geschrieben. April bis Juni 1928." Diese abenteuerliche Geschichte erinnert an einen anderen Hochstapler, an Felix Krull. Der römische Volksmund hätte dazu den passenden Kommentar: "Non e vero, ma ben trovato." Nicht wahr, aber gut erfunden.

Dem Gauner ist tatsächlich ein Schelmenroman in eigener Sache gelungen. Am Ende steht sogar so etwas wie spielerische Selbsterkenntnis, aber mutmaßlich ist auch die mehr Schein als Sein: "Vielleicht tauche ich aus der Sphäre des Berühmt- und Berüchtigtseins, die so vielen namenlosen Mitmenschen als Ideal vorschwebt, wieder unter in die Welt des Unbekanntseins.

Vielleicht verwandele ich mich irgendwo aus dem Zoubkoff in einen Tamarow oder Sajschenko und lache dann darüber, wenn die Leute die Memoiren von Zoubkoff lesen." Das war dem Verwandlungskünstler nicht mehr möglich, denn er starb schon im Alter von 36 Jahren. Als die Prinzessin, Schwester des Kaisers Wilhelm II, 1927 auf ihn hereingefallen war und ihn nach feierlichem orthodoxen Ritus, aber ohne den Segen ihres Bruders, heiratete, hatte er geblufft.

Er sei aus altem russischen Adel, habe auf der Seite der Weißen gegen die rote Revolution gekämpft, sei von der bolschewistischen Tscheka gequält worden, bis ihm die Emigration mit vielen Umwegen nach Bonn geglückt sei. Er habe sich als Kellner, Glücksspieler und Matrose durchgeschlagen.

Zoubkoff lobt sich nicht nur als einen "kämpfenden Menschen", er beichtet auch einen Teil seiner Sünden von der Kokainsucht bis zum Motorradunfall ohne Führerschein. Dabei widmet er im Kapitel "Die Liebe einer Prinzessin" seiner Frau ein durchaus blumiges Albumblatt. Sie blickt vom Titelbild des Buches unter der Brautkrone, mit ernstem Gesicht neben ihrem jungen Mann stehend, auf den Popen, als ahnte sie schon ihr Schicksal.

Zoubkoff stapelt auch die Reaktion auf diese Fehlentscheidung der Prinzessin hoch: "Ich erhielt an manchen Tagen oft mehr als tausend Briefe . . . zum größten Teil gemeinsten Inhaltes". Glaubhaft allerdings ist seine Bewunderung für den Sportsgeist der Betrogenen: Sie war nicht nur eine gute Tennisspielerin, sondern fuhr mit ihm auch auf dem Sozius des Motorrades durch Bonn und die rheinische Landschaft.

Alexander Zoubkoff: Mein Leben und Lieben. Memoiren. General Anzeiger/Bouvier Verlag, Bonn 2005. 181 Seiten, 16,50 Euro.

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