Der Tod eines Mentors bewegt die Kunst-Szene

Mißelbecks Weggefährten stellen im Siegburger Pumpwerk aus

Siegburg. Nicht nur in der Kölner Foto-Szene, auch international kannte und schätzte man Reinhold Mißelbeck: Am 3. November starb der Kurator der fotografischen Sammlung des Kölner Museums Ludwig an einem Herzinfarkt. Sein Sohn fand ihn tot im Arbeitszimmer des Niederkasseler Wohnhauses. Eine Ausstellung im Siegburger Pumpwerk "Bilder bewegen uns - Mißelbecks Weggefährten" zeigt, wie stark der Experte für zeitgenössische Fotografie sein Umfeld geprägt hat.

Der plötzliche, viel zu frühe Tod des 53 Jahre alten Kunsthistorikers beschäftigt seine Freunde und Bekannten. In Köln hatten Künstler aus Trauer gar einen Fackelzug organisiert. Auf die Schnelle ließ sich aber kein Raum für eine spontane Ausstellung finden. Nun stellt Helmut Frotz, Vorsitzender des Kunstvereins für den Rhein-Sieg-Kreis, das Pumpwerk zur Verfügung. Die inhaltliche Konzeption der Ausstellung übernahmen die Witwe des Verstorbenen, Inge Mißelbeck, und die Künstler Victor Bonato und Herbert Döring-Spengler.

Nicht ohne Grund nennt Bonato seine Installation "Das Gerücht". Er hat Friedhofsvasen aus Kunststoff auf langen Metallstangen befestigt, so dass sie wirken wie Megaphone. Zur Ausstellung sollen Lichtschranken dafür sorgen , dass den Raum leises Getuschel vom Band füllt, sobald sich ein Besucher nähert - ein Hinweis auf die Begleitumstände von Mißelbecks Tod. Auf das Dach will Bonato ein Objekt aus vierzehn Stühlen montieren, quasi eine Anspielung darauf, dass man Mißelbeck gewissermaßen vor die Tür gesetzt hat.

40 "Weggefährten Mißelbecks" - keineswegs nur Fotografen - sind in der Ausstellung vertreten, von Thomas Baumgärtel über Bettina Gruber und Arno Jansen bis hin zu Lissy Winterhoff. "Auch hier in der Region ist Mißelbeck bekannt und hat für viele Kataloge Vorworte oder Eröffnungsreden für Ausstellungen geschrieben. Oft haben Künstler ihn dann mit einer ihrer Arbeiten honoriert", weiß Fotograf Wolfgang Maus.

Mißelbeck war auch Kurator der großen David Hockney-Ausstellung in der Bundeskunsthalle und so wundert es kaum, dass sogar ein Hockney-Bild im Pumpwerk zu bewundern ist: Die bemerkenswerte Arbeit, bei der Hockney eine Staffelei mit einem Bild wiederum vor einem großen Wandgemälde fotografiert hat, strahlt in kräftigen Farben und wirkt auf den ersten Blick wie ein Gemälde in Acryl. Es trägt die Widmung "for Reinhold and Inge".

Herbert Döring-Spengler hat zwölf Polaroid-Kassetten auf Metallstangen drapiert und sie so aufgestellt, dass sie keilförmig auf einen großen Abzug eines Polaroidfotos von Mißelbeck hinführen, die letzte Aufnahme, die vor seinem Tod entstand. Zwischen die Stelen hat Döring-Spengler Kataloge und Bücher gelegt, an denen Mißelbeck beteiligt war sowie mehrere Holzknüppel: "Das sind die Knüppel, die ihm in seinem Leben so oft zwischen die Beine geworfen wurden."

Döring-Spengler hat Mißelbeck gut gekannt, er bezeichnet ihn als "großen Gönner und Förderer". Seit 1979 waren die beiden, der promovierte Kunsthistoriker und der Foto-Künstler und Autodidakt eng befreundet. Kritisch und ohne Schulterklopfen, das ohnehin nichts nütze, habe Mißelbeck ihn bei seinem künstlerischem Werdegang begleitet. Noch im Oktober waren die beiden zusammen nach New York zu einer Ausstellung gefahren. "Die Sammlung war sein Lebenswerk. Dann sagte man, dass das Museum kein Interesse mehr daran habe." Immer wieder, Jahre lang sei die Rede davon gewesen, dass Köln ein Fotografie-Museum bekommen solle, getan habe sich nichts. "Es wäre schlimm, wenn sich keiner um die Sammlung kümmern würde."

Die Kunsthistorikerin Ulrike Lehmann eröffnet die Ausstellung am Freitag, 1. Februar, um 19.30 Uhr im Pumpwerk, Bonner Straße 65. Sie ist bis 17. März montags bis freitags ab 11 Uhr zu sehen.

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