Wigald Boning im Pantheon Das ganze Leben auf einem Zettel

Bonn · Im Pantheon Casino hielt der Musiker, Moderator, Comedian und Autor einen ganz wunderbar entrückten Vortrag über die "Phänomenologie der Einkaufszettel". Das schmeckte hochgradig und vorzüglichst nach britischer Skurrilität.

Getränke. Milch. Maggi-Zeug. Blumenerde. Graue Hose. Brötchen. Nein, nein, es besteht kein Grund, am Verstand des Verfassers zu zweifeln: Diese nette kleine Aufstellung findet sich auf der ersten papiernen Gedächtnisstütze, die Wigald Boning vom Boden eines süddeutschen Parkplatzes aufhob und mit der er seine Einkaufszettel-Sammlung startete.

Das war 1999. Inzwischen hortet Boning nach eigenen Angaben daheim "weit mehr" als 1000 Einkaufszettel. Im Pantheon Casino hielt der Musiker, Moderator, Comedian und Autor einen ganz wunderbar entrückten Vortrag über die "Phänomenologie der Einkaufszettel". Das schmeckte hochgradig und vorzüglichst nach britischer Skurrilität.

Anfangs habe er sich noch geniert, in öffentlichen Abfallbehältern nach seinen Objekten der Begierde zu wühlen, "mittlerweile bin ich da ziemlich abgehärtet". In der Kölner Neumarkt-Passage habe er sich allerdings ein Hausverbot eingehandelt. Zeige mir deinen Einkaufszettel und ich sage dir, wer du bist - nach diesem Prinzip schlüsselte Boning die einzelnen Parameter anhand zahlreicher, mit einem Beamer auf Leinwand gebannter Fundstücke auf.

So begegnen dem staunenden Betrachter "Shining-artige" Einkaufszettel mit fast schon erschreckend akkurater Handschrift und Stilblüten der Rechtschreibung ("Koktiltomaten"). Bonings Sammlerherz beginnt aber erst richtig zu hüpfen, "wenn das ganze Leben auf einem Zettel stattfindet" und es sich detektivisch rekonstruieren lässt.

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