Das flutscht so auf der Zunge

Immer montags: Die ganz persönlichen Tipps der Feuilleton-Redakteure für eine spannende Kulturwoche

Eine Liebeserklärung an das Leben. Was gibt es Schöneres, um die Kulturwoche zu beginnen? Eine solche Liebeserklärung ist der Film "Schmetterling und Taucherglocke" des New Yorker Künstlers Julian Schnabel, den es seit kurzem auch auf DVD gibt.

Der Plot klingt unglaublich traurig: Der junge Chefredakteur der Illustrierten "Elle", Jean-Dominique Bauby, erleidet einen Schlaganfall, kann nur noch durch Augenzwinkern kommunizieren, diktiert so seine Memoiren. Schnabel macht aus diesem realen Drama - Baubys Erinnerungen verkauften sich in Deutschland allein über 400 000 Mal - einen leichtfüßig inszenierten und gefilmten poetischen Bilderbogen voll mit Witz und Ironie, der emotional ist, aber nie wirklich sentimental wird.

Das mag auch daran liegen, dass Baubys Leben bis zuletzt von zauberhaften Frauen flankiert wird: Emanuelle Seigner, Marie-Josée Croze oder Marina Hands. Ein Traum. Mathieu Amalric darf als Bauby, anders als im aktuellen James-Bond-Film, zeigen, was er für ein fantastischer Schauspieler ist. Wer noch ein Weihnachtsgeschenk braucht: "Schmetterling und Taucherglocke" (Prokino).

Mancher hat wirklich Pech mit dem Timing. Zum Beispiel: Dieter Rübsaamen, einer der beständigsten Künstler Bonns, der mit seinen rätselhaften Bilderfindungen schon überregional aufgefallen ist. Im vergangenen Jahr wurde er 70, eine Werkschau im Künstlerforum feierte ihn. Mit einem Jahr Verspätung erreichte ihn jetzt die eigentlich dazu passende Macke-Medaille fürs Lebenswerk. Eine gesonderte aktuelle Ausstellung war nicht vorgesehen. Glücklicherweise ist die Theatergemeinde eingesprungen: Am Dienstag eröffnet dort der ehemalige Direktor des Kunstmuseums, Dieter Ronte, Rübsaamens Schau "Mentale Räume - Unstete Wörter".

Theatergemeinde, Bonner Talweg 10, 18.30 Uhr

Zu den Höhepunkten der Bonner Kunstlandschaft gehört der seit 1984 alle zwei Jahre vergebene Dorothea von Stetten-Kunstpreis einschließlich der Ausstellung im Kunstmuseum. Die Konstruktion hat sich bewährt: Fünf Museumsleute nominieren fünf Kandidaten, eine unabhängige Jury ermittelt daraus den Preisträger. Die Trefferquote der jeweiligen Nominatoren und Juroren ist extrem hoch. Ich bin gespannt, wer diesmal den von Dorothea von Stetten gestifteten Preis bekommt und ob die Ausstellung ähnlich spannend ist wie in den letzten Folgen. Am Mittwoch wird die Entscheidung bekannt gegeben.

Kunstmuseum Bonn, 20 Uhr

Nach der staatstragenden Flaggenparade in der vergangenen Woche taucht das Haus der Geschichte nun mit "man spricht Deutsch" vollends in das Jubeljahr 60 Jahre Bundesrepublik, 20 Jahre Mauerfall ein, das 2009 prägen wird. Am Donnerstag wird eine Ausstellung eröffnet, in der sich alles um unsere Gegenwartssprache dreht, die laut Duden-Redaktion jährlich um 1000 Worte wächst. Es geht um SMS-Jargon und Anglizismen, um Schreib-Roboter und Migranten-Slang. Und es geht um schöne Wörter. Für den neunjährigen Sylwan ist "Libelle" der Favorit, "weil ich Wörter mit dem Buchstaben ,l' liebe und dieses Wort sogar drei davon hat . . . das flutscht so auf der Zunge." Eröffnungsgast ist Axel Hacke, langjähriger "Streiflicht"-Autor der "Süddeutschen Zeitung" und profilierter Sprachkritiker.

Haus der Geschichte, 19.30 Uhr

Der Sonntag gehört der Musik. Ich gehöre zu den Glücklichen, die Karten für die Preisträger-Matinee der Beethoven Competition Bonn ergattert haben, eine Initiative, die man nicht genug loben kann. Was hat man 2005 und 2007 dort schon in konzentrierter Atmosphäre für Talente am Piano erleben dürfen! Am Sonntag spielen die Preisträger Ian Yungwook Yoo, Keiko Hattori und Dmitri Demiashkin Werke von Beethoven, Chopin, Prokofjew und Liszt.

Telekom-Zentrale, 11 Uhr

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