LVR-Landesmuseum in Bonn Das erwartet die Besucher 2016

BONN · Das LVR-Landesmuseum Bonn setzt 2016 auf Fotografie, antiken Schmuck und den Rhein. GA-Redakteur Thomas Kliemann stellt die Programmpunkte vor.

 "Bilderstrom" (Foto von Albert Renger-Patzsch)

"Bilderstrom" (Foto von Albert Renger-Patzsch)

Foto: LVR-Landesmuseum

Das könne ja nicht angehen, dass in Bonn eine Ausstellung über den Rhein laufe ohne deutliche Beteiligung des LVR-Landesmuseums, meint dessen Ausstellungsleiter Lothar Altringer.

Also stellte man der Bundeskunsthalle, die am Anfang September 2016 die große und vielversprechende historische, politische und kulturgeschichtliche Schau "Der Rhein - Eine europäische Flussbiografie" zeigt, neben einer Reihe von Exponaten auch noch eines der Hauptwerke des Hauses an der Colmantstraße zur Verfügung: das zwischen 13.300 und 14.000 Jahre alte Doppelgrab von Oberkassel, die sterblichen Überreste der ersten bekannten Rheinländer, einer jungen Frau und eines älteren Mannes, die mit ihrem Haushund bestattet wurden. Das Museum klinkt sich aber auch mit einer eigenen Schau in das Bonner Rhein-Jahr ein.

"Bilderstrom", sicherlich einer der Höhepunkte 2016 im Landesmuseum, vereint Rhein-Fotografien von 1853 bis 2016. 40 Fotokünstler belegen die Bedeutung des Rheins als Reservoir für Mythen und attraktive Motive, für Klischees und Idealisierungen. August Sander, Albert Renger-Patzsch, Chargesheimer, Henri Cartier-Bresson und Thomas Gursky sind nur einige Namen aus dem Fotografenfeld, das dem Konzept des Fotoexperten Christoph Schaden folgend in umgekehrter Chronologie aufgerollt wird.

"Bildfinder" Boris Becker bekommt eine Schau

Das Landesmuseum setzt die in den letzten Jahren intensivierte Beschäftigung mit der Fotografie auch 2016 mit weiteren Präsentationen fort. So bekommt der Kölner Fotograf und "Bildfinder" (Altringer) Boris Becker eine Werkschau, die unter dem Titel "Staged Confusion" ab Ende Januar neueste Arbeiten zeigt, die an der Nahtstelle zwischen Chaos und Ordnung anzusiedeln sind. Es sind lapidare Beobachtungen etwa von Baustellen (Kölner Oper), aufgeschnittenen Schiffsrümpfen und wild wuchernden Dachlandschaften.

Mit "Wolfgang G. Schröter - Das große Color-Praktikum" wird ab Ende April ein weiteres fotografisches Kapitel aufgeschlagen: Schröter, seit den 50er Jahren freier Bildjournalist in der DDR, zählt zu den innovativsten Pionieren einer experimentellen Farbfotografie. Dynamische Bewegungsstudien, durchaus zeittypische Licht- und Farbeffekte prägen sein Werk. Das Landesmuseum kooperiert bei dieser Schau mit der Deutschen Fotothek Dresden und der Hamburger Stiftung F.C. Gundlach.

Das archäologische Highlight des Jahres startet Anfang Juni unter dem Titel "Evas Beauty Case - Schmuck und Styling im Spiegel der Zeiten". Das Landesmuseum könne da aus dem Vollen schöpfen, sagt Altringer, "wir haben eine einzigartige Sammlung römischen und merowingischen Schmucks - das hat Weltrang". Broschen, Fibeln, Kämme, Amulette aus edlen Metallen mit aufwendigen Applikationen werden zu sehen sein, frühmittelalterliches Goldschmiedewerk, erlesene Stücke aus der Spätantike und germanischen Tradition.

Im Mitmachbereich warten attraktive Formate. Die Bildende Kunst kommt mit dem abstrakten Maler Ole Fischer ins Spiel, der sich ab Ende Juni im Rahmen der "Szene Rheinland" präsentiert. Im April startet eine Schau von Zipora Rafaelov. Die in Israel geborene, seit 30 Jahren in Düsseldorf lebende Künstlerin bekam für ihre wunderbaren filigranen Bilder Anfang dieses Jahres den Rheinischen Kunstpreis des Rhein-Sieg-Kreises.

"Gefangene Geheimnisse" von Cony Theis

Die Künstlerin Cony Theis stellt ab Mitte Mai ihr partizipatives Porträtprojekt "Gefangene Geheimnisse. Kunst im Maßregelvollzug" vor, in dessen Rahmen sie zusammen mit forensischen Patienten gearbeitet hat. 50 Jahre nach der letzten Ausstellung der Gruppe ZERO um Heinz Mack, Otto Piene und Günter Uecker im Kunstmuseum der Stadt Bonn (die mit einem großen, spektakulären Fest im Bahnhof Rolandseck endete), versucht das Landesmuseum eine Rekonstruktion dieser legendären Schau (ab Ende November).

Eine spannende biogografisch-historische Recherche steht im Juli an: Eine Ausstellung widmet sich dem Bonner Anthropologen Hermann Schaaffhausen (1816-1893), der Mitbegründer des Rheinischen Landesmuseums war. Schaaffhausen erkannte die Brisanz des Fundes im Neandertal, den er "mit Wahrscheinlichkeit einem rohen Urvolk" zuschrieb, "welches vor den Germanen das nördliche Europa bevölkert hat".

Er soll die Knochen des Neandertalers aus eigener Tasche für 1000 Goldmark für Bonn erworben haben und verhinderte so, dass sie nach England verkauft wurden. Seit 1877 ist das Originalskelett fester Bestandteil des Landesmuseums. Ein unschätzbares Glück für das Bonner Archäologiemuseum.

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