Junges Theater Bonn Das alte Mobiliar ist raus - Wiedereröffnung am 7. September

BEUEL · Im Saal des Jungen Theaters Bonn ist es laut: Dort, wo sonst bis zu 400 Personen aufmerksam das Geschehen auf der Bühne verfolgen, sind ein halbes Dutzend junge Männer damit beschäftigt, die Sitzgarnitur auseinander zunehmen. Mittel- und Rückenlehne, Sitzfläche und Füße werden abgeschraubt und in das Foyer getragen.

Hier warten bereits Personen auf das durchgesessene, teils zerschlissene, aber dennoch hoch begehrte Mobiliar, um mindestens einen, oft aber auch gleich mehrere Theaterstühle mit nach Hause zu nehmen. Größtenteils sind es regelmäßige Besucher des Jungen Theaters, die dem Aufruf gefolgt sind und ein Möbelstück der alten Bestuhlung gegen eine kleine Spende mitnehmen.

"Das ist ein Stück weit Erinnerung an das Theater", freut sich Kirsten Häck über einen Doppelsitz, den sie ergattert hat. Einen Platz für dieses "wertvolle" Möbelstück hat sie auch schon auserkoren: "Der kommt bei uns in den Flur." Wer einen Theaterstuhl mit nach Hause nehmen möchte, trägt sich vorher in eine Liste ein, neben der eine Spendenbox steht.

Etwa zehn Euro spenden die Theaterliebhaber für einen Stuhl, der Erlös wird vollständig der Theaterrenovierung zugute kommen. "Die meisten wollen eine Sitzgruppe von zwei mal zwei Stühlen", berichtet Lajos Wenzel, stellvertretender Intendant. Darüber, dass die Stühle so begehrt sind, ist das Junge Theater sehr erfreut: "Wir hätten sie sonst verschrottet", erklärt Intendant Moritz Seibert.

Im Minutentakt werden die rund 30 Jahre alten Stühle aus dem Theater herausgetragen. Einige haben ihre Fahrzeuge direkt vor dem Eingang abgestellt, andere sind mit einem Bollerwagen gekommen. Sissi Kaufmann hat zwei Stühle erhalten: "Ich finde alte Sachen schön und werde mir die Stühle ins Schlafzimmer stellen."

Auch die zweijährige Marie Fischer darf sich auf einen Theaterstuhl freuen: Ihr Vater war bereits "tausendmal im Theater gewesen" und wird seiner Tochter den Stuhl im Baumhaus der Familie einbauen. Nachdem alle alten Sitze ausgebaut sind, wird in den kommenden Tagen der neue PVC-Fußboden verlegt und anschließend die neue Bestuhlung eingebaut.

90.000 Euro wird diese kosten, finanziert wird sie ausschließlich über Patenschaften: "Ein bis zwei Monate hatte es gedauert, bis jeder Stuhl einen Paten hatte", so Seibert. Spätestens am 7. September wird der Umbau abgeschlossen sein, denn dann findet die Eröffnung statt, zu der alle Paten eingeladen sind.

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